I just can`t live without you

Ohne dich ist alles doof XD

I just can’t live without you

Renn. Schneller. So schnell du kannst. Renn.

Der Wind pfiff in den Ohren, man könnte meinen vom Boden weggerissen zu werden. Die Sonne versteckte sich hinter tiefgrauen Wolken, ließ keine Spur von sich erkennen. Und dann war der Himmel gar nicht mehr zu sehen. Stattdessen versperrten die dunkelgrünen, großen Blätter der unzähligen Bäume die Sicht auf das trübe Grau. Mit weiten Sprüngen bahnte sich eine schwarze, kaum zu erkennende Gestalt ihren Weg durch den dichten Wald. Es wäre wahrscheinlich unmöglich gewesen ihr zu folgen. Durch die Schnelligkeit verschwammen ihre Umrisse, was es schon als schwierig gestaltete, sie nur nicht aus den Augen zu verlieren. Die Äste der Bäume wurden kurzerhand als Sprungbretter verwendet und so bewegte die Gestalt sich behände von einem Baum zum andern. Es hätte sich wohl keine Gelegenheit mehr geboten, eben jene Person – zumindest anhand der Bewegungen war sie als Mensch zu identifizieren – genauer zu betrachten, als sie wider Erwarten ruckartig stehen blieb. Gerade war sie auf einem besonders breiten Ast angekommen. Nun also endlich eine Möglichkeit, einen Blick auf den Jungen im schwarzen Mantel zu werfen. Er hatte bräunliches, aber dennoch rotes Haar, das ihm ein Stückchen über die Ohren hing und das das wenige dünne Licht, welches sich erstaunlicher Weise einen Weg durch die Baumkronen bahnen konnte, reflektierte. Sein Mantel hatte einen ungewöhnlichen Schnitt, der Kragen ging hinauf bis kurz über das Kinn, nach unten hin war er weit und ließ Proportionen nur erahnen. Er war nicht ganz geschlossen worden, wie in großer Hektik schnell zugezogen, aber das versäumte Stückchen, das noch nicht verschlossen war, wurde jetzt eilig nachgeholt. Der Verschluss sah idiotensicher aus, dennoch schien er einige Probleme zu bereiten. Der Rothaarige keuchte, atmete tief ein, hielt die Luft an und versuchte es noch einmal. Jetzt nahm er noch die zweite Hand zur Hilfe. Er rüttelte und zog an dem Verschluss, schien es aus einem unerfindlichen Grund eilig zu haben. Schweißperlen standen ihm auf der Stirn, sein Haar war inzwischen völlig zerzaust. Eine dritte Hand schob sich langsam in sein Blickfeld. Sie legte sich um seine eigene und der Mantel wurde mit Leichtigkeit vollständig geschlossen. Kurz darauf senkte sich die Hand des anderen schon wieder und so löste der Rothaarige lieber seinen Blick von ihr, ließ ihn hinaufwandern in das Gesicht seines Gegenübers. Seine dunklen Augen begegneten den blauen des anderen Akatsukis. Er hatte ihn gar nicht kommen hören. Doch warum nicht? Deidara war zwar ein guter Spion und demnach hervorragend im Anschleichen – er wusste es aus eigener Erfahrung, schließlich bildete er mit ihm ein Team – aber dieses Mal war er, das konnte die einzige Erklärung sein, wirklich unvorstellbar leise gewesen. Hätte er die Anwesenheit seines Partners nicht trotzdem spüren müssen? Das tat er doch sonst auch. Außerdem konnte er aus tausend anderen das Chakra von Deidara erkennen. Verwirrt suchte er die Antwort in Deidaras Augen. Die Zeit und die vorangegangene Hektik hatte er schon vollkommen vergessen.
„Was ist los? Sasori? Was hast du, hm?“, wurde er mit misstrauischer, verunsicherter, aber vor allem besorgter Stimme gefragt.
Die Worte schienen an ihm abzuprallen, er konnte ihren Sinn nicht erfassen. Vor seinem inneren Auge konnte er nur noch seine Eltern sehen. Aus ihnen machte er seine ersten Puppen. Er hatte sich viel Mühe gegeben. Es war nicht einfach gewesen und dennoch war es gelungen. Später wurde ihm klar, dass diese Puppen niemals einen Ersatz hätten darstellen können. Aber er hatte es einfach versuchen müssen. Was wäre ihm anderes übrig geblieben? Zuerst waren sie in tadellosem Zustand. Doch er hatte sie zerstören müssen. Heute. Gerade eben. Letztendlich hatte er seine Vergangenheit vollständig ausgelöscht. Der Gedanke sickerte unaufhaltsam in sein Bewusstsein. Die Leere, die ihn ergriff, wollte ihn nicht mehr loslassen. Er wollte sie nicht mehr loslassen. Die Erinnerung erfüllte sein ganzes Denken, für nichts anderes war mehr platz. Gäbe es ohne Vergangenheit überhaupt eine Zukunft für ihn? Würde er das schaffen? Ganz allein? Weglaufen hatte ihm nichts gebracht. Noch nie war es eine gute Lösung gewesen. Nicht für ihn. Obwohl viele das behaupteten. `Manchmal ist es besser, sich in Sicherheit zu bringen. ` Wo wäre er denn in Sicherheit? Gab es in dieser Welt einen Ort, wo er hingehörte? Oder jemanden, zudem er gehörte? Wäre das möglich? Irgendwo? Unterbewusst nahm er wahr, wie er an den Schultern gepackt und leicht gerüttelt wurde. Sein Gesicht blieb reglos. Das Rütteln wurde heftiger, ungeduldiger.
„Sa-so-ri! Was-ist-los?!!“, kam es im rhythmischen Rütteltakt von Deidara, der langsam aber sicher am Ende seines Lateins angekommen war. Was war geschehen? Wieso war Sasori so anders als sonst? Schon seit er ihn nach dem Kampf mit den Kopierninja Kakashi und dem Jinchuriki wieder getroffen hatte. Das war seltsam. Nicht normal. Unheimlich.
Deidaras Augenbrauen zogen sich zusammen.
In Sasori kehrte nur allmählich wieder Leben ein. Benommen blinzelte er Deidara an, senkte dann seinen Kopf, sodass der andere seine Augen nicht mehr sehen konnte.
„Sasori, wir sollten hier weg. Wir wissen nicht, ob die Konohas die Verfolgung aufnehmen. Ich konnte letzten Endes nichts gegen sie ausrichten. Hm. Ich…ich habe sie unterschätzt. Also, hör auf damit und komm!“, Führte Deidara den einseitigen Dialog fort und legte die ganze Betonung in das letzte Wort. Der Rest des Satzes, da war er sich ziemlich sicher, würde ohnehin an seinem Partner vorbeigehen und so würde diesem auch nicht auffallen, dass es sehr unwahrscheinlich wäre, bis hierhin verfolgt zu werden. Wobei der Verfolger sowieso spätestens jetzt hätte angreifen müssen. Aber er wollte hier erstmal weg, wollte wieder zurück. Zurück zu den restlichen Akatsukis.
Sie waren lediglich eine Zweckgemeinschaft, aber immerhin. Sie waren eine Gruppe, die Zusammenhalten würde, weil sie das gleiche Ziel hatten. Nicht unbedingt das nobelste Motiv für Zusammenhalt, aber es reichte ihm. Er mochte es wieder zu einer Gemeinschaft zu gehören. Er fühlte sich sicherer. Es war beruhigend. Und auch Sasori gehörte zu ihnen. Er würde ihn niemals stehen lassen, ganz egal, wie seltsam er sich benahm. Ganz egal, wenn sie sich stritten. Vielleicht war ihm Sasori sogar am wichtigsten von allen Akatsukis. Überhaupt von allen. Nun wartete Deidara angespannt auf eine Reaktion seitens seines rothaarigen Freundes.
Dieser aber schien noch nicht einmal seinen Blick heben zu wollen, starrte weiterhin unbeteiligt zu Boden. Wenn es jetzt nicht bald vorangehen würde, riss Deidara noch der Geduldsfaden! Er hob, wenn dieser es schon nicht selbst nicht tun wollte, Sasoris Kinn mit seiner linken Hand an und drehte dessen Gesicht zu ihm selbst hin. Sasori runzelte unwillig die Stirn, verbannte gleich darauf jede Gefühlsregung aus seinem Antlitz. Er versuchte es zumindest. Doch mit einem ernsten, kritischen Blick, der ihm von Deidara zugeschickt wurde, war seine eiserne Maske auch schon wieder zerbrochen. Einfach so. Zwischen dem Wirrwarr seiner Gedanken und Erinnerung tauschten immer mehr Fragen auf. Brachte er denn gar nichts mehr zustande? Sasori war doch immer ein regelrechter Meister darin gewesen, seine Gefühle zu verbergen. Vor allen anderen, aber auch, selbst wenn er es nicht zugeben wollte, vor sich selbst. Er blinzelte wieder. Deidara sah ihn abschätzend an. Dann, nach einer unendlich langen Zeit erst, ließ er Sasoris Kinn wieder los.
Sasori blies sich unverständnisvoll, als würde er von Deidara aufgehalten und nicht umgekehrt, ein paar störende Haare aus den Augen, was seinem Gegenüber nicht entging und von diesem mit einem erleichterten, irgendwie erschöpften Lächeln quittiert wurde. Es stellte sich wohl schon eine geringe Besserung ein. Sich damit erstmal zufrieden gebend nahm Deidara Sasori bei der rechten Hand und zog ihn weiter, erstmal hinunter auf den Waldboden, darauf achtend, dass sie beide sauber landeten, dann den verschlungenen Waldweg entlang, der eigentlich keiner war. Genau genommen quetschten sie sich durch den Spalt zwischen dem einen oder anderen Baum und überquerten ein paar Mal den gleichen, total wirr verlaufenden Bach, der manchmal breiter, manchmal schmäler war. Sasori ließ sich ziehen. Und ohne, das die Zeit wirklich vergangen wäre, oder das man es gemerkt hätte, erreichten sie das Ende des Waldes. Eines der Enden. Ihr Weg war richtig gewesen. Sie würden die anderen ihrer Organisation zwar erst morgen wieder treffen, dennoch war es sicher besser, sich schon mal auf den Weg zum Treffpunkt zu machen. Er lag auf einem Berg mit steilen Klippen. Wenn sie heute begannen hinaufzuklettern, sobald sie müde wurden eine Pause machten und später weiter hinaufstiegen, wären sie am Morgen des nächsten Tages an dem vereinbarten Ort eingetroffen. Dort würden sie ihre nächste Mission beginnen. Und von ihrem Leader Ärger beziehen, wegen der letzten verpatzten Mission. Deidara war sich inzwischen voll und ganz sicher, dass auch Sasori nicht das gewünschte Ergebnis erzielt hatte. Das musste er nicht fragen, darauf brauchte er keine Antwort. Das fühlte er.

Deidara blieb stehen. Sein Kopf neigte sich gen Himmel, genauer gesagt gen Gipfel des Berges, den sie zu beklimmen hatten. Der ragte nämlich wie ein Fingerhut, vielleicht mit etwas spitzerem Winkel, vor den beiden Ninja aus dem Boden und war verdammt steil. Das musste doch wirklich nicht sein!
Sasori ließ seine Hand los, ging an ihm vorbei, warf ein leises, irgendwie gekrächzt klingendes „Na los!“ über die Schulter und legte die Hand an das kühle Gestein. Deidara folgte ihm. Besser sie trödelten nicht lange. In der Nacht zu klettern würde nur unnötig umständlich werden. Und es begann schon zu dämmern. Auch