werden. Vergeben Sie mir meine Zweifel, aber ich werde Sie noch ein wenig aus der Distanz im Auge behalten. Ihre Zimmer sind für 14 Tage gebucht und wenn Sie ihrem Ruf gerecht werden, steht dem lukrativen Auftrag nichts im Wege und ich werde mich Ihnen zu erkennen geben.<br />
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Hochachtungsvoll,<br />
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Ihr Klient"<br />
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Conan faltete den Zettel wieder sorgsam zusammen und steckte ihn ein. Als er gerade die Türe zu Herrn Moris Zimmer öffnen wollte, kam Ran heraus. "Nun, Conan, was hast du herausgefunden? Können wir im See baden?"<br />
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"Eher nicht, das Wasser ist zu kalt und der Bootssteg ist nicht sicher."<br />
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"Aber so direkt verboten ist es nicht, oder?"<br />
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"Nein."<br />
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"Gut, dann sehen wir uns den See gleich aus der Nähe an. Dafür müsste vor dem Abendessen noch Zeit sein."<br />
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"Was ist mit Onkel Kogoro?"<br />
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"Paps schläft noch immer. Ich habe seinen Wecker mal auf die Zeit vom Abendessen gestellt, sonst ist er wieder so unleidig, wenn er nichts zu futtern kriegt."<br />
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"Hier!" Conan reichte Ran den Zettel. "Das hat mir die Frau an der Rezeption für Onkel Kogoro gegeben."<br />
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Ran nahm das Blatt und drehte es hin und her. "Wahrscheinlich eine Nachricht von dem Klienten, nicht wahr?"<br />
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"Woher soll ich das wissen?", fragte Conan.<br />
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"Spiel hier nicht den Unschuldigen, Conan", lachte Ran, "vor dir ist doch kein Geheimnis sicher. Was steht drin?"<br />
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"Nun ja ..." Conan wiederholte den Inhalt Wort für Wort.<br />
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"Dann ist es ja nicht so dringend. Warte mal kurz." Ran huschte ins Zimmer zurück und blieb dort für etwa eine Minute. Während Conan auf dem Flur stand wurde weiter unten eine Türe geöffnet und eine junge Frau mit einem Sommerhut und einem weit fallenden Kleid trat heraus. Im Arm hielt sie einen Strauß weiße Chrystanthemen.<br />
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Sie schritt an Conan vorbei und lächelte ihn dabei freundlich an. Dann stieg sie die Treppe hinab. Conan überlegte ob sie wohl zu der Gesellschaft aus Kyoto gehörte. Da kam Ran wieder aus dem Zimmer. "Ich habe Paps den Zettel neben den Wecker gelegt und ihm eine Notiz geschrieben, woher der Zettel kommt. Los, gehen wir!"<br />
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Ran und Conan waren offensichtlich nicht die ersten, die den Gasthof verließen. Nachdem Conan und Ran ihre Schuhe angezogen hatten, befand sich im Schuhfach nur noch ein Paar blaue Sandaletten und die Sommerschuhe von Detektiv Mori.<br />
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Vor dem Hotel streckte sich Ran und atmete wieder tief die frische Luft ein. "Hier ist es einfach herrlich. Schade dass Sonoko nicht mit wollte, aber ihr war ja die Sommernachtsparty wichtiger." Der Weg zum See hinab war gut beschildert und bequem. Der See war wirklich nicht sehr groß, Conan bezweifelte, dass es mehr als zwei Stunden dauerte, ihn zum umwandern. Unter den Wipfeln der Bäume war von der Sommerhitze die in der Stadt geherrscht hatte, nichts mehr zu spüren. Als der Weg eine Biegung machte, sah Conan die Frau mit den Blumen wieder. Sie kniete vor einem Stein und kratzte das Moos aus den Rillen des Schriftzuges, der darauf gemeißelt war. Die Blumen hatte sie vor den Stein hin gelegt.<br />
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Ran und Conan zögerten. Die Bewegung der Frau hatten etwas Andächtiges an sich, und ihnen beiden war nicht wohl dabei, sie zu stören.<br />
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Doch dann kam vom See herauf ein Mann spaziert, sah sie und blieb kopfschüttelnd stehen. "Aya, tust du dir das schon wieder an?"<br />
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Die Frau hob den Kopf kurz, sah den etwa gleichaltrigen, korpulenten Mann an und widmete sich wieder stumm ihrer Arbeit.<br />
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"Aya, das ist nicht einmal ihr Grab, es ist nur ein Gedenkstein, den du selbst setzen hast lassen. Warum lässt du sie nicht ruhen?"<br />
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Jetzt kam Bewegung in die Frau und sie stand schwungvoll auf. "Du hast sie ja kaum gekannt, Hamako, oder? Dir bedeutete ihr Tod nicht mehr als sonst einem Fremden, der zufällig dabei war. Aber Sanae war meine beste Freundin, für mich ist damals die Welt untergegangen."<br />
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"Und du hast Koiji bis heute nicht verziehen, das haben alle gestern Abend gemerkt."<br />
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"Warum sollte ich diesem dreckigen Mörder auch verzeihen?"<br />
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"Sie vorsichtig, was du sagst, Aya, es war ein Unfall!"<br />
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"Auf dem Papier vielleicht. In meinen Augen hat Koiji absichtlich dafür gesorgt, dass Sanae mit ihrem schwachen Herzen völlig überhitzt ins kalte Wasser gesprungen ist."<br />
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"Das war ihre Entscheidung. Sie hätte sich seinen dummen Witz nicht so zu Herzen nehmen müssen. Und reiß dich heute Abend bitte etwas zusammen. Es sind neue Gäste dazu gekommen, die müssen nicht unbedingt mit bekommen, was du von Koiji denkst."<br />
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"Nimm ihn nicht in Schutz. Er ist der kaltblütigste Unmensch, der mir je begegnet ist. Hast du gestern Abend nicht seine Häme gehört, als er sich über Akrios Praxis lustig gemacht hat? Okay, Akira steht vor dem Bankrott, aber ihm dann auch noch zum Gespött machen und alle Hilfe verweigern, ist eindeutig zuviel. Und was ist mit dir? Hat er dir nicht seine neue Verlobte ausgespannt?" Sie sah ihn herausfordernd an.<br />
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"So kann man das nicht nennen, wir waren lediglich ein paar Mal zusammen aus, ehe sie sich in Koiji verschaut hat. Und bitte komm nicht wieder mit der Behauptung, er hätte mir die Stelle als Assistent bei Professor Sagashi weggeschnappt. Es war eine faire Ausschreibung und seine Arbeit war nun einmal besser." Sein Versuch, sie zu beschwichtigen war nutzlos, so in Fahrt wie sie war.<br />
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"Aber wenn er nicht gewesen wäre, könntest du dich ins gemachte Nest setzen, so wie er das jetzt tut. Statt dessen hältst du dich als Landarzt über Wasser, dabei hast du den Uniabschluss mit weit größerem Erfolg gemacht als er, deine Doktorarbeit ist ausgezeichnet worden, oder?"<br />
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"Lassen wir die alten Kamellen, es müsste bald Zeit fürs Abendessen sein." Er fasste sie am Ellenbogen und versuchte, sie in Richtung Landgasthof zu ziehen.<br />
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"Du bist und bleibst eine Memme!", fauchte Aya und riss sich los. "Ich kann allein laufen. Irgendwann werde ich Koiji für das bezahlen lassen, was er uns allen angetan hat."<br />
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"So etwas zu sagen bringt Unglück", seufzte Hamako.<br />
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"Ich denke, wir sollten auch zurückgehen", flüsterte Ran. "Hoffentlich bemerken sie uns nicht, es wäre ihnen sicher peinlich und uns auch."<br />
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Conan nickte und sie liefen rasch den Weg zurück.<br />
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*Hier gibt es mehr Spannungen als in einer Seifenoper*, ging es Conan durch den Kopf. Ob "Der Klient" das geahnt hatte und ob er vielleicht jemand aus der Gruppe von Kyoto war, der wünschte, dass verschüttete Wahrheiten ans Licht kämen?<br />
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Selbst wenn sie nicht im See baden konnten, langweilig würde es sicher nicht werden, das hatte er im Gespür.<br />
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Ende von Teil 1