Das Sonnenlicht weckte den schlafenden Hiroaki am nächsten Morgen erst sehr spät. Draußen war es so hell, als wäre es mittags, und als der Junge seine Augen ein wenig weiter öffnete, sah er, dass sein Wecker auf halb zehn stand. Im ersten Augenblick wusste er nicht, was eigentlich los war, dann setzte er sich langsam auf und begann seine Augen zu reiben. `Wieso hat die Alte mich denn net geweckt? Ich müsst heut doch zur Schule, schon halb zehn! Diese Schlampe das war Absicht! ... Boah... Mein Kopf brummt... Zuviel Alkohol... Naja ich zieh mich erstmal an...` Das karierte Oberteil wollte er auf keinen Fall noch einmal anziehen, deshalb entschied er sich für einen schwarzen Pullover aus dem Kleiderschrank, und eine gut dazu passende dunkelblaue Jeans. <br />
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Noch etwas schläfrig quälte Hiroaki sich den Flur entlang, in Richtung Küche, wo er seine Mutter am gedeckten Frühstückstisch erwartete. Das war nun bestimmt ihre neueste Masche. „Ich schreibe dich krank, die ganze Woche, dann musst du nicht in die Schule und wir können jeden Tag etwas zusammen unternehmen...", hörte er sie in Gedanken schon sagen. So etwas würde zu ihr passen, sie war ja geradezu fanatisch. Wieso konnte sie nicht einfach einsehen, dass es keinen Sinn mehr hatte? Doch als Hiroaki die Tür zur Küche öffnete, fand er dort nur einen leeren Tisch und drei darum stehende Stühle vor. Die Sonne strahlte freundlich hinein, auf die Blumenvase mit den Tulpen, die in der Mitte des Tisches stand, und auf die Sitzkissen mit den Sonnenblumen. Sein Blick fiel auf ein Bild, auf dem eine leere Straße mit lauter kleinen Lichtern zu sehen war. Es war ihm bisher noch nie aufgefallen, und plötzlich verspürte er eine gewisse Unsicherheit. Konnte das etwas mit dieser Zeichnung zu tun haben, oder war es einfach dieses Gefühl der Verlassenheit, das dieses Bild nun einmal hervorrief? <br />
Beunruhigt schloss Hiroaki die Tür zur Küche wieder, und wandte sich in Richtung Wohnzimmer. Irgendetwas stimmte nicht, dessen war er sich sicher. <br />
Seine Hand lag auf dem goldenen Knauf, und drückte ihn langsam nach unten. <br />
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Den Anblick, der sich ihm bot, würde er sicher niemals in seinem ganzen Leben vergessen. Es war seine Mutter, in langem, lilanen Rock und geblümter Bluse, die vor ihm, an einem festen, braunen Seil aufgehängt, hing. Unter ihren, ungefähr einen halben Meter über dem Boden hängenden Füßen, lag ein umgekippter Stuhl. Noch immer strahlte von draußen das Sonnenlicht herein, und zeichnete jeden Millimeter ihres Körpers in grausiger Präzision nach. Ihr totenbleiches, grauenerfülltes Gesicht, ihr halbgraues Haar, ihren leblosen Körper, der vor Hiroaki hing. Er riss die Augen weit auf, und stolperte einige Schritte rückwärts. Dann bedeckte er seine Augen mit der rechten Hand, um das grausige Bild verschwinden zu lassen. „Scheiße...", flüsterte er panisch und kniff die Augen zu. „Oh scheiße, verdammte scheiße..." In seinem Kopf drehte sich alles, und er versuchte krampfhaft wieder Herr über sich selbst zu werden. Sie hatte sich erhängt, seine Mutter hatte sich umgebracht. Warum?<br />
„Nein... Verdammt...." <br />
Als er seine Hand wieder sinken lies, und sich im Zimmer umsah, bemerkte er, dass die Ecstasy Tabletten auf dem Tisch lagen, daneben seine Jacke. Das musste der Grund sein, etwas anderes kam nicht in frage. Zitternd näherte seine Hand sich dem Telefonhörer...<br />
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„Wo waren sie um vier Uhr nachmittags?", fragte ein großer, stämmiger Polizist den leicht verstörten Hiroaki, der, im Polizeirevier saß und zu Boden blickte. „Da kamen ich und meine Mutter gerade nach hause, so weit ich weiß..."<br />
`Mörder...`<br />
Hiroaki kam alles ganz unwirklich vor, wie in einem schlechten Film oder einem Traum. Doch es war Realität. „Haben sie eine Vermutung weshalb sie...?", fragte der ältere vorsichtig. Er trug eine rote Krawatte und ein dazu passendes Jackett. Man sah ihm an, dass ihm der Junge kein bisschen leid tat. „Nein, hab ich nicht..."<br />
`Ich bin ein Mörder...`<br />
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Nachwort: Ich weiß, es ist ein bisschen kurz geworden, sorry Leutz aber ich hab heut ne Menge Hausaufgaben gekriegt und hab halt net ganz soviel Zeit wie sonst :-(