Fanfic: Son Gokus zweites Jenseitsabenteuer Teil 9

zu wühlen. „Wo war es doch noch gleich...?“<br />
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Als die beiden vor dem Schreibtisch standen und auf eine Erklärung oder einen Plan warteten, zückte er ein schwarzes Kästchen, kaum größer wie seine Handfläche, mit einem roten Knopf.<br />
„Es ist ganz in der nähe, keine hundert Meter.“ Klick. „In die Tiefe gerechnet....“<br />
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Der Boden unter ihren Füßen verschwand und ein Sog riss sie mit sich in die Finsternis hinab. <br />
„Gute Reise! Und vergesst nicht, mir ein Souvenir mitzubringen!“, rief Koenma ihnen noch nach. Zufrieden registrierte er, dass der Boden sich wieder schloss und warf den Öffnungsmechanismus in die Schublade zurück. „Vielleicht hätte ich ihnen einen Imbiss mitgeben sollen...“<br />
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„La’iiiir!“ Der junge Mann schreckte hoch und rieb sich die Augen. War das nicht Getsecos Stimme gewesen? Plötzlich fröstelte es ihn und er rieb sich heftig die Arme, um die Gänsehaut zu vertreiben.<br />
Was für ein schrecklicher Traum, wie der Dämonenherrscher nach ihm gegriffen hatte, mit Klauen die so kalt und hart waren wie Glas und dann dieses sonderbare Schimmern seines ganzen Körpers...<br />
Entschlossen schlug er die Decke zurück und wankte zu dem Wassereimer, um seinen Kopf hinein zu stecken, so als könnte er auf diese Art seine Erinnerung an den bösen Traum vertreiben.<br />
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Sein ganzer Körper schmerzte und die schmalen Striche getrockneten Blutes auf seinem Oberkörper zeugten von jenen Momenten, da auch Getsecos Kontrolle über seine Kräfte nachgelassen hatte. Oder war es Absicht gewesen? Immerhin hatte der Dämon mit sichtlichem Vergnügen das Blut der Wunden geleckt, doch da war La’ir schon so außer sich gewesen, dass er keinen klaren Gedanken mehr hatte fassen können. <br />
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In diesem Moment setzte das Begreifen ein. Gesteco. Die gestrige Nacht. Schmerz, Vergnügen, so köstliches Vergnügen, dass er glaubte sterben zu müssen. <br />
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Mit zitternden Händen suchte er nach der Seife und nachdem er geduscht hatte, wieder und wieder bis er sicher war, nicht mehr nach Schweiß und Blut zu stinken, suchte er frische Kleider.<br />
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Als er sich die Kapuze über das Haar zog, hatte er sich wieder soweit in Gewalt, dass er der Wahrheit ins Gesicht sehen konnte. Der Dämon hatte seinen Spaß gehabt. Mehr als einmal. Damit war Getsecos Neugier wohl genügend gestillt worden und damit war auch La’irs Nützlichkeit erschöpft. Wenn nicht ein Wunder geschah, war dieser Tag sein letzter. Ein schwaches Lächeln irrlichterte um seine Mundwinkel. Wie sehr hatte er sich genau das herbei gewünscht? Ein Ende des Terrors, ein Ende der Angst. Aber jetzt, nach dieser Nacht, in der er gespürt hatte, wie viel Leben, wie viel Sehnsucht noch in ihm war, da wollte er noch ein wenig länger davon kosten...<br />
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Ein tiefer Atemzug, noch einer. Dann zog er den Knoten seines Gürtels fester und schritt zur Türe. Es mochte vermessen sein, zu hoffen, dass diese Nacht auch etwas in Getseco bewegt hatte, dennoch ... Hoffnung war ein zähes Gewächs. Als er die Türe aufstieß wäre er um ein Haar von einer Gruppe aufgeregter Dämonen über den Haufen gerannt worden. „Was gibt es?“, fragte er verwundert.<br />
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„Ach, du bist es, La’ir.“ Der Anführer des sechs Mann starken Trupps schob seinen verbeulten Helm ein Stück zurück. „Hast du es denn noch nicht gehört? Seine Oberste Grausamkeit ist verschwunden.“<br />
La’ir schnappte erstaunt nach Luft. „Verschwunden? Du meinst, er ist irgendwohin verreist?“<br />
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Der grünfellige Dämon schüttelte seinen massigen Kopf, dass die zu Zöpfchen geflochtenen Stirnfransen hin und her flogen. „Wir haben Ausgucke an allen Türmen und Wächter an allen Toren, sogar in den unterirdischen Tunnels wimmelt es von Leuten, so überfüllt sind die Quartiere. Jemand mit der Ausstrahlung des Herrschers wäre niemals unbemerkt da durch gekommen. Jirozz hat uns schon seit Stunden jeden Winkel absuchen lassen, aber es gibt nirgendwo eine Spur.“<br />
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„Bis auf ihn hier!“, ertönte es vom anderen Ende des Flurs. Marami war dort wie aus dem Nichts aufgetaucht, die roten Haare leuchteten wie fast aus eigener Kraft. Dem Jungen wurde es innerlich kalt und heiß zugleich. Soviel Verachtung, Hass und Neid zugleich hatte er noch nie im Blick eines weiblichen Wesens gelesen. Was hatte er ihr denn getan? <br />
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„Wie meint Ihr das, Marami“, fragte der Patrouillenführer die Stirn runzelnd. <br />
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Sie verschränkte die Arme und kniff die Augen zusammen. „Er war doch das Lieblingsspielzeug unseres Herrschers, oder? Wer weiß, vielleicht hatte er auf einmal keine Lust mehr, mitzuspielen und ihr kennt seine Kräfte...“<br />
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Prompt wichen die Dämonen einen Schritt zurück und fuhren ihre Krallen aus. La’ir schluckte schwer und schüttelte heftig den Kopf. „Nein, nein ... ich hätte viel zuviel Angst und bevor ich auch nur die Hände zusammenbrächte, hätte Getseco mich in Stücke gerissen. Glaubt mir!“<br />
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Marami lächelte fies. „Wer weiß, vielleicht war Getseco während eines kleinen, intimen Augenblicks abgelenkt und das hast du ausgenutzt, du Abschaum vom oben!“<br />
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La’ir vermochte nicht zu verhindern, dass sich seine Wangen hochrot färbten. „So ein Quatsch“, entfuhr es ihm und heiser fügte er halblaut hinzu, „ich war doch viel mehr abgelenkt als er.“<br />
Den Dämonen blieb der Mund offen stehen und Marami ging mit einem ekelhaft zischenden Laut in Angriffsstellung.<br />
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„Was soll das?“, kam von weiter hinten mit einem Mal Jirozz’ Stimme. Der hagere Oberdämon trug einen purpurnen Umhang und einen langen, schwarzen Stab, der am oberen Ende mit ein vier langen Schnüren verziert war, an denen faustgroße Totenschädel baumelten. Sie waren in allen Neonfarben bemalt und bei jedem Schritt schlugen sie mit einem seltsamen, hohlen Klang aneinander, bei dem sich La’ir die Nackenhaare aufstellten.<br />
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„Wir haben den Schuldigen, Jirozz“, sagte Marami grinsend und wies auf La’ir, der seine Hände zu Fäusten geballt hatte und keine Anstalten machte, um seine jämmerliche Existenz zu winseln.<br />
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„So, dann ist also keine Spur von Getseco geblieben, wie?“, Jirozz lächelte nicht unzufrieden. „Aber nach einem Schuldigen zu suchen ist wirklich schlechter Stil, meine Liebe.“<br />
Marami zuckte zusammen. <br />
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„Nur schwache Menschen finden es schlecht, wenn die Auslese ihre Wahl trifft. Ein Herrscher der Dämonen bleibt nur so lange an der Macht, so lange er einen Fehler macht. Getseco hat offensichtlich einen Fehler gemacht, in dem er diesen Menschen so nahe an sich heran ließ. Die Strafe folgte auf den Fuß. Als zweiter in der Reihe werde ich von nun an den Angriff auf das Jenseits leiten. Oder...“ Er drehte den Kopf und warf der recht großen, neugierigen Schar, die sich hinter ihm angesammelt hatte, einen scharfen Blick zu, „oder hat jemand etwas dagegen einzuwenden?“<br />
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„Ich!“ La’ir trat vor, den Blick starr auf Jirozz’ gnadenlose Fratze gerichtet. „Ich habe Getseco nicht verschwinden lassen.“<br />
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Jirozz leckte sich die Eckzähne. Der Mensch war eigentlich überflüssig, aber Getseco hatte ihn sicher nicht nur als Spielzeug betrachtet. Es wäre leicht, diesen Wurm zu zertreten, aber falls er jetzt schon starb, könnte einerseits ein Nichts gleich hier im Schloss entstehen und alle verschlingen oder die Nichts überall im Jenseits könnten mit ihrem Erschaffer verschwinden. Doch ohne diese Bedrohung würde Enma schwerlich zur Tat schreiten und einen Verzweiflungsangriff auf die Blutfestung wagen.<br />
Den König der Jenseits in diesem, ihrem Heimterrain zu stellen, das war ein Eckpunkt ihrer Strategie. Es war unsicher, wie sich der Kampf im Palast Enmas selbst entwickeln würde. <br />
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Jirozz war ein eiskalter Taktiker. Er sah, wie sich La’irs Hände in einander verkrampften. Der Wurm hatte noch nicht seine volle Schuldigkeit getan. <br />
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„Wie du meinst, ist ja auch nicht wichtig“, winkte er also scheinbar gleichgültig ab. „Vielleicht sitzt Getseco wirklich noch irgendwo und beobachtet uns. Vielleicht ist das Ganze ja eine Art Test, wie wir ohne ihn zurecht kommen. Also lasst uns so handeln als wäre er wirklich fort und wir auf uns gestellt.“<br />
Eine leichte Bewegung ging durch die Menge, jeder lugte verstohlen in alle möglichen Winkel und Ecken, ob nicht irgendwo Getseco lehnte und sich die Hände rieb. <br />
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„Auf jeden Fall“, fuhr Jirozz fort, „übernehme ich das Kommando. Dich, Mensch, will ich nicht in meiner Nähe haben.“ Seine Mundwinkel zuckten. „Es wäre nicht in Getsecos Sinn, dich zu töten, aber ich kann dich degradieren. Du da!“ Er winkte dem grünfelligen Dämon, der drei Schritte auf den neuen Herrscher zu machte und dann ergeben den Kopf senkte. <br />
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„Sehr brav“, schnurrte Jirozz. „Wie heißt du?“<br />
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„Chrevian“, sagte der Angesprochene laut und deutlich. „Patrouillenführer Chrevian.“<br />
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„Gut, Patrouillenführer Chrevian, das hier ist ab nun dein neuer Rekrut.“ Der Stab wies auf La’ir. „Drille ihn, damit er ein nützliches Mitglied deines Trupps wird, aber bring ihn dabei nicht um.“<br />
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Man sah Chrevian an, dass er diesen Befehl für einen Schwachsinn sondergleichen hielt. Doch die Kälte in Jirozz Blick ließ keine andere Antwort zu als ein zustimmendes Knurren. Der Patroillenchef salutierte und wandte sich dann an La’ir, dessen ungläubiger Blick zwischen ihm und Jirozz hin und her sprang.<br />
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„Komm mit!“, mehr sagte Chrevian nicht, das war auch gar nicht nötig. La’ir ergriff diesen Strohhalm mit beiden Händen und reihte sich wortlos am Ende der Reihe