Fanfic: Animus viam monstrat 6

andere Gedanken? Das mir doch egal sein, ob sie Hunger hat oder nicht. Es kann mir egal sein, wie laut ihr Magen knurrt. Das überhöre ich einfach. <br />
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Mir sind nur drei Sachen wichtig. Und das sind: Mein Armreif, Kai und das ich diesen Test hier bestehe. Kai ist der einzige der mich wirklich versteht. Er macht das Gleiche durch wie ich. Er fühlt dasselbe wie ich und auch er hat Angst vor der Abtei. Aber das würde er nie zugeben. Ich weiß, dass Kai mich als seinen Freund sieht. Und auch wenn er nie zu geben würde das wir beide Freunde sind, weiß ich es. Und dieses Wissen genügt mir. <br />
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Ich sehe wieder zu Nini. Noch immer steht sie da, mit einem Gesichtsausdruck den ich nicht deuten kann. Dieses Mädchen ist sowieso sehr seltsam. Spricht kaum ein Wort und wenn sie etwas sagt dann immer etwas gegen Kai. Wahrscheinlich passt es ihr nicht das Kai die Führung übernommen hat. Aber dem muss sie sich wohl oder übel fügen.<br />
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Hier, wir haben dir ein Stück aufgehoben. Sage ich und halte ihr das Stück Fleisch entgegen. <br />
Mit einem knappen, kannst du essen, geht Nini einen Schritt zurück. Ich bin ein wenig verwirrt. Wie kann sie es mir nur schenken? Selbst Kai und ich haben Hunger. Und wir kommen sehr lange ohne etwas zu Essen aus. Also müsste Nini vor Hunger schon Magenkrämpfe haben. <br />
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Ich sehe zu Kai. Dieser sieht aus, als würde er eine saure Zitrone essen. <br />
Ist es der Madam zu schlecht oder was? Fragt er schnippisch.<br />
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Ich erwarte jetzt dass sich Nini zu uns ans Feuer setzt und das Stück Fleisch isst, aber anders als erwartet giftet sie Kai an.<br />
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Das hätte ich nun wirklich nicht erwartet. Ich kenne Nini zwar nicht, aber dieses blonde Mädchen muss wirklich sehr viel Mut haben. Nicht einmal ich traue mich Kai etwas entgegen zusetzen. Der einzige der das macht ist unser Gaspartin. Sonst niemand. Ich sehe Kai an der Nini böse anfunkelt. Aber Nini kratzt das nicht. Fassungslos und gleichzeitig überrascht sehe ich sie an. Sie setzt sich teilnahmslos zu Jenny und wartet bis wir alle zum Aufbruch bereit sind.<br />
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Ich erhebe mich vom Lagerfeuer und höre meine Knochen knacken. Der Boden ist wirklich verdammt hart. Mir tut jeder Knochen weh. Ich habe diese Nacht kaum geschlafen. Zu viele Fragen schwirren mir im Kopf herum. Aber auch in der Nacht fand ich keine Antworten auf diese Fragen. Und dann hat schließlich doch die Müdigkeit über mich gesiegt. Es ist merkwürdig. Normalerweise kommen Kai und ich 4 Tage ohne Schlaf aus. Aber in dieser Welt ist alles anders. Ich bin einen Tag hier und schlafe ein, obwohl ich das eigentlich nicht will. Bei Kai war es ähnlich. Ich sehe an den dunklen Schatten unter seinen Augen, dass auch er sehr wenig geschlafen hat. Wahrscheinlich geht es ihm genauso wie mir.<br />
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Ich laufe neben Kai durch den „Frühling“. Kai hat diese Welt in verschiedene Jahreszeiten aufgeteilt. Er versucht krampfhaft, sich hier zurecht zu finden. Er versucht mit dieser fremden Situation fertig zu werden. Aber auch er hat Angst. Ich kann es in seinem Blick sehen. Aber mir geht es genauso. Diese fremde Welt, eigentlich alles hier, jagt mir Angst ein. Aber tief in meinem Herzen glaube ich nicht, dass das hier alles ein Test von Biovolt ist. Ich spüre es. Aber ich versuche dieses Gefühl, genauso wie alle anderen, zu verdrängen. Gefühle, vernebeln einem den Verstand, lassen einen nicht mehr klar denken. Ohne Gefühle ist das Leben viel, viel leichter. Man braucht sich nur um sich zu kümmern. <br />
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Aber wenn ich keine Gefühle habe, wie kann ich dann Angst und Freundschaft empfinden? Und schon wieder so eine Frage. Ich will nicht mehr darüber nachdenken. Ich will überhaupt nicht mehr denken. Ich will lieber auf mein Herz hören, das tief unter diesem Eisblock schlägt. <br />
Das ist ein Widerspruch in sich. Ohne Gefühle ist das Leben einfacher, aber wenn man zu viel denkt und keine Gefühle an sich heran lässt ist das Leben wieder zu schwer. <br />
Ich schüttle den Kopf. Ich will nicht mehr darüber nachdenken. Ich will einfach nur wissen was hier los ist. Sonst nichts.<br />
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Plötzlich bemerke ich wie Nini und Jenny flüstern. Ich sehe zu Kai und kann sehen, dass ihm das nicht gefällt. Er mag es nicht wenn jemand in seiner Nähe flüstert. <br />
Gespannt blicke ich immer zwischen den beiden Mädchen und meinem bestem Freund hin und her. <br />
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(Kais Sicht) <br />
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Ich bin sauer. Total sauer! Natürlich zeige ich es nicht, aber in meinem Inneren brodelt es. Wie undankbar ist diese Nini? Ich habe den ganzen Morgen auf der Lauer gelegen und auf dieses bescheuerte Kaninchen gewartet. Ich hatte schon Angst, durch das Knurren meines Magens würde es wieder verscheucht werden. <br />
Und Nini ist sich wohl zu fein dafür, ein Kaninchen zu essen. Soll sie doch verhungern! Das ist mir so was von egal! Aber dann bekomme ich Punkte abgezogen! Irgendwie muss ich sie zum Essen bekommen! Am besten wir gehen zum Sommer! Dort müsste es Beeren und andere Früchte geben! Vielleicht ist Nini sich zum Früchteessen ja nicht zu fein! <br />
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Will ich wirklich nur, dass sie überlebt, weil es gut für meine Punkzahl ist? Nein! Ich bin kein Mensch, der einfach andere ihrem Schicksal überlässt. Irgendwie muss ich immer die Führung haben. Ich will alles perfekt machen. Nichts darf misslingen. Und wenn doch, dann bin ich Schuld. Warum will ich ständig alle Leute um mich herum beschützen? Es ist eine Schwäche! Ja, das hat Boris gesagt. Es ist eine Schwäche, denn ich darf nur die beschützen, die mir zugeteilt wurden. <br />
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Was flüstern die beiden da? Wenn sie etwas sagen wollen, können sie das auch laut machen! Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die beiden lästern. Über uns! Denn sie schauen immer wieder zu uns hin. Ich bin kurz davor ihnen eine Abfuhr zu erteilen, aber lasse es dann doch. Warum? Sonst scheue ich mich doch auch nicht davor, „Untergebenen“ zurechtzuweisen. Warum nicht bei diesen Beiden? Weil sie Mädchen sind? Weil sie so komisch sind?? Sie können nicht aus der Abtei sein! Oder werden die Mädchen anders erzogen? Vielleicht ist das ihre Art, andere zu besiegen! Vielleicht soll dies der Test sein! Vielleicht will Boris sehen, ob wir gegen Mädchen ankommen! <br />
Oder sind die beiden nur Zivilisten? Sollen wir sie beschützen? Soll uns das auf unsere spätere Aufgabe vorbereiten? Wenn Biovolt erstmal die Welt erobert hat, werden wir auch Zivilpersonen schützen müssen! Vielleicht ist es bald soweit! <br />
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Egal, was es ist, ich muss auf der Hut sein! Ich darf die Mädchen weder als Feind noch als Verbündete ansehen! Es wird sich mit der Zeit ergeben, welche Seite sie vertreten! <br />
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(Jennys Sicht) <br />
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Ich trotte einfach hinter Kai und Tala her. Gedanken wandern durch meinen Kopf und ich grüble. <br />
Was ist das hier für eine Welt? Warum bin ich hier? Was sollte dieses Licht gestern Nacht? Oder war es nur ein Traum? Aber es war so real! <br />
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Ich wollte immer allein sein! Wollten mein eigener Herr sein! Wollte keine Marionette sein! Und jetzt? Jetzt habe ich die Chance! Und was mache ich daraus? Ich bin still, sage nicht meine Meinung und ducke mich vor den anderen. Ich bin schon wieder eine Marionette! Nur diesmal freiwillig! <br />
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Warum mache ich nicht einfach, was ich will? Was will ich eigentlich? Ich habe ständig nur daran gedacht, keine Marionette mehr zu sein. Das war das einzige was ich wollte! Und nun? Nun bin ich, wenn ich will, keine mehr! Aber was will ich? <br />
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Kenne ich mich eigentlich selbst gut? Wenn ich nicht mal weiß, was ich will. Kenne ich mich dann? Mein Inneres? Meine Wünsche? Meine Seele? <br />
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Oder handle ich einfach nur nach dem Motto: Audi, vide, tace, si tu vis vivere in pace! (Höre, sehe, schweige, wenn du in Frieden leben willst) <br />
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Mache ich nur das, was die anderen sagen, weil ich meine Ruhe haben will? Habe ich mich deshalb nie gegen meine Mutter gewehrt? <br />
Natürlich, ich habe die Tür abgeschlossen, damals. Aber mehr auch nicht! Habe ich meiner Mutter je meine Meinung gesagt? Habe ich ihr gesagt, dass ihre Worte mich verletzen? Wie weh sie mir tut. Wie sehr ich sie doch hasse und doch liebe! Nein! Kein einziges Wort ist über meine Lippen gekommen! <br />
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Warum nicht? Warum habe ich ihr nie etwas gesagt? Warum sage ich jetzt nichts? Warum mache ich das, was die anderen sagen? Bin ich zu feige Streit anzufangen? Habe ich vielleicht Angst, alleine zu sein? Alleine in dieser Welt. Alleine in meiner alten Welt. Ist das der Grund? <br />
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Ich fasse mit der Hand an meine Kette und umklammere den Anhänger. Es ist ein ganz normaler Anhänger. In seiner Mitte ist ein Bergkristall mit kleinen schwarzen und weißen Punkten darin. Es ist ein Erbstück. Schon meine Urgroßmutter hatte ihn ihrer Tochter geschenkt. Und meine Mutter hat ihn mir, wenn auch widerwillig, geschenkt. Oder hat sie ihn mir doch gerne geschenkt? Habe ich mir das Leuchten in ihren Augen nur eingebildet? War sie froh, mir diesen Anhänger zu schenken? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass dieser Anhänger mir hilft. Ich fühle mich nicht mehr so alleine, wenn ich ihn anfasse. Es ist, als würden alle meine Verwandten bei mir sein. Als würden meine Engel bei mir sein! Ja, Engel! Ich stelle mir unter Engeln nicht Menschen mit Flügeln und in langen Gewändern vor! <br />
Für mich sind meine geliebten Menschen Engel! Sie sind immer bei einem! Man kann sie nicht sehen, aber sie beschützen einen. Vielleicht sind sie auch nur in unseren Herzen. Aber sie sind da! Sie begleiten einen immer! Und deshalb ist man nie alleine! <br />
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Und doch fühle ich mich so oft allein! <br />
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Laufe ich deshalb immer mit meiner Clique rum? Sind es überhaupt meine wahren Freunde? Oder tue ich nur so?