aushalten!<br />
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(Talas Sicht)<br />
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Kopfschüttelnd gehe ich wieder zu dem kleinen Feuer zurück. Kais und mein Blick kreuzen sich. Er sieht mich mit einem Blick an der vieles sagt. In seinen Augen schimmern so viele Gefühle. Eifersucht, Zorn, Sorge und Freundschaft. Ich weiß das es Kai nicht passt, dass ich mich mit Nini verstehe, aber irgendetwas an diesem blondhaarigen Mädchen zieht mich magisch an. Wie ein Magnet. Und irgendwie sind wir beide uns ähnlich. In unserem ganzen Wesen. In unserer Art. Auch sie wurde verletzt und belogen. Auch sie hat einiges hinter sich. Doch ihre Vergangenheit ist bei weitem nicht so schlimm wie meine. Und doch, es ist seltsam. Irgendwie fühle ich mich bei ihr wohl. Ich kann es nicht glauben. Ich fühle mich in ihrer Gegenwart wirklich wohl. Wann habe ich das letzte mal so gefühlt? Ich weiß es nicht mehr. Ich habe eigentlich schon lange nichts mehr gefühlt. Ganz am Anfang. Als ich nach dem Tod meiner Eltern in die Abtei gekommen bin, da fühlte ich noch etwas. Ich fühlte Kälte, Angst, Ekel und Hass. Doch mit der Zeit sind diese Gefühle verschwunden. Und irgendwie fand ich damals dass Gefühle einen nur Schmerzen zufügen. Das sie einem Menschen überhaupt nur schwach machen und einen verletzen. Und seit dieser Zeit habe ich jegliche Gefühle aus meinem Herzen und Körper verbannt. Doch manchmal, wenn ich in meinem Bett liege und keinen Schlaf finde, wenn ich an die graue Abteidecke starre, kommen einige Gefühle wieder zurück. Ich fühle dann Angst und Hass. Angst vor der Zukunft, vor dieser furchtbaren Säule mit dieser Flüssigkeit, Hass gegenüber meinem Gaspartin und mir selber. Was die Leute in der Abtei aus mir gemacht haben, ich hasse sie dafür. Und ich hasse mich selbst dafür. Ich hätte mich dagegen wehren können. Ich hätte es nicht geschehen lassen dürfen. Und doch habe ich es getan. Ich bin kein normaler Mensch mehr. Und dafür hasse ich Boris und mich selbst. Aber auch meine Erinnerungen von damals, vor der Zeit in der Abtei, sind verschwunden. Nur wenn ich in meinem Bett liege und an die Decke starre, fliegen einige Erinnerungsfetzen vor meinem inneren Auge vorbei. Ich versuche sie fest zu halten. Versuche sie mir zu merken. Doch das ist vergebens. Ich schaffe es nicht. Dabei sind die Erinnerungen so wunderschön. Die Erinnerung an meine Eltern, die Erinnerung an mein früheres Leben. Das alles ist wie ausgelöscht. Als wäre ich schon immer in der Abtei gewesen. Und doch weiß ich das ich ein Leben vor der Abtei hatte. Mein Armreif beweißt es mir. Ohne ihn wäre ich schon lägst tot. Ohne seine Kraft hätte ich schon längst aufgegeben.<br />
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Ich geh jetzt schlafen! Sagt Jenny, steht auf, gähnt und legt sich dann neben Nini, die schon tief und fest schläft. Ich werfe einen kurzen Blick auf Ninis Gesicht. Es sieht entspannt und friedlich aus. Nichts ist mehr von dem Streit zwischen ihr und Kai zu erkennen. Ich merke wie ein Lächeln versucht sich über meine Lippen zu stehlen doch ich unterdrücke es sofort. Kai darf, obwohl er mein besten Freund ist, nichts merken. Ich darf nicht schwach werden. Noch wehre ich mich gegen die aufkeimenden Gefühle, wenn ich Nini betrachte. Aber ich weiß nicht wie lange ich das schaffe.<br />
Hältst du die erste Wache? Frage ich Kai und stehe auf. <br />
Mir wäre es lieber wenn du das machen würdest. Sagt Kai und gähnt. <br />
Okay dann geh schlafen. Ich bin sowieso noch nicht müde. Sage ich und setze mich wieder.<br />
Gute Nacht! Sagt Kai und verschindet im Lager.<br />
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Und so sitze ich da. In meinem Kopf sind Gedanken die geordnet werden wollen. Und so befasse ich mich damit. <br />
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Als ich am Morgen erwache entfache ich ein Feuer. Nini schläft noch und Jenny und Kai sind vermutlich jagen gegangen. <br />
Ich erblicke die beiden schon von weitem. Sie tragen irgendein Tier. <br />
Jenny legt sich wieder hin und Kai befasst sich mit dem Tier. Ich helfe ihm dabei. <br />
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Nach einiger Zeit stehen Nini und Jenny auf und setzen sich zu uns ans Feuer. <br />
Als Nini sieht was wir essen, verzieht sie für einen Bruchteil einer Sekunde das Gesicht. Doch sofort wird ihre Miene ausdruckslos. Sie scheint sich wirklich zu bemühen um mit Kai auszukommen. Ich weiß dass es ihr nicht leicht fällt. Aber sie versucht es. Kai bemerkt das anscheinend, denn er sagt kein Wort wegen dem Fleisch. Und so essen wir zu ende und bauen unser Lager ab.<br />
Ich sehe Kai dabei in die Augen. Irgendetwas liegt darin das ich nicht deuten kann. Kai schein unkonzentriert und ein wenig verwirrt. Aber wieso? Weshalb? Ich verstehe das nicht.<br />
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Und so setzen wir unsere Weg durch diese seltsame Welt fort. Obwohl wir nicht wissen wohin und auch den Weg nicht kennen. Wir irren einfach ziellos herum. Ziellos? Nein! Nicht ziellos. Kai scheint zu wissen wohin er will. Ich folge ihm stumm. Ich habe gelernt Kai zu vertrauen. Er würde nie jemanden absichtlich in Gefahr bringen. <br />
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Nach kurzer Zeit kommen wir an einem See an. Die beiden unterschiedlichen Mädchen strahlen sich an und laufen sofort nach dem Kai seine Anweisungen gegeben hat ins Wasser.<br />
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Ich setze mich unter einen Baum und schließe die Augen. Ich verstehe nicht warum Nini nichts isst. Ist sie Vegetarierin? Aber sie hat auch keine Kirschen gegessen. Irgendwann muss sie doch etwas essen. Sonst verhungert sie wirklich. Und schon wieder ertappe ich mich dabei, wie ich mir um Nini Gedanken mache. Warum? Ich sollte mir normalerweise nur um Kai und mich Gedanken machen. Um diese Situation in der wir uns befinden. Aber irgendwie will Nini nicht aus meinem Kopf verschwinden. Warum? Wieso? Ich verstehe das nicht.<br />
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So wir sind fertig. Reißt mich Jennys Stimme aus den Gedanken.<br />
Ich erhebe mich und blicke Nini in die Augen. Ihre Haare kleben ihr im Gesicht und auch ihre Haut ist noch nass.<br />
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Willst du dich nicht waschen? Fragt sie mich.<br />
Doch....ich wollte dich fragen ob du Fisch isst? Sage ich und gehe einige Schritte auf das Wasser zu. <br />
Ja esse ich. Ruft sie mir noch nach und verschwindet dann im Wald.<br />
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