Fanfic: Animus viam monstrat 10

Es schmerzt so. Warum müssen sich die Schlimmen Sachen immer wiederholen? <br />
Nein, damals habe ich meinen Eltern nicht geholfen! Ich hatte Angst! Und erst als sie tot waren, wollte ich sterben! Nicht noch einmal! Lieber sterbe ich bei dem Versuch Jenny zu retten! <br />
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Denn ich weiß, wenn Jenny stirbt, werde ich in ein tiefes schwarzes Loch fallen! Und niemand wird mich retten können! NIEMAND!!! Dranzer ist nicht da! Er wird mich nicht retten können! Er wird mir keine Wärme geben können! Dranzer, ich vermisse ihn so! Mein Freund! Er hat immer zu mir gehalten! <br />
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Ich renne einfach los. Hinein in die Schneeflocken. Hinter mir höre ich NIni kreischen und Tala rufen. Doch es ist mir egal. Sie haben sich! Wenn ich sterbe, dann sind sie nicht allein! Gemeinsam werden sie überleben können! Ich will ihnen nicht zumuten mich in diesem schwarzen Loch zu sehen! Sie sollen nicht sehen, wie schwach ich bin! Lieber sterbe ich bei dem Versuch Jenny zu retten! <br />
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Tränen rinnen meine Wangen hinab und gefrieren auf diesem Weg. Mein ganzer Körper zittert. Einerseits von Weinkrämpfen geschüttelt und auch vor Kälte. Ein eisiger Wind fährt durch meine Haare und lässt mich noch mehr frieren. Die Kälte lähmt mich und ich laufe langsamer. Ich keuche. Die eisige Luft schmerzt, als sie in meine Lunge kommt. Doch es ist mir egal! Ich schreie den Schmerz und die Trauer heraus. Der Wind trägt die Schreie fort, doch die Schmerzen bleiben. <br />
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Plötzlich spüre, wie ich von Händen zurückgezogen werde. Ich kann nicht mehr und falle kraftlos auf die Knie. Die Erinnerungen kommen hoch. Sie sind stärker als sonst! Und nun kommt noch der Schmerz um Jenny dazu! Es tut so weh! Es zerfrisst mich von innen! Und dann ist nichts mehr von mir da! Nur noch Kälte und Schmerz! Ich merke, wie ich von Weinkrämpfen geschüttelt werde. Ich bin von dem Schmerz und der Trauer überwältigt. <br />
Ich weiß nicht, wer mich in den Armen hält, wer mich an sich drückt. Wer mir diese Wärme gibt. Wer mir das Gefühl gibt nicht allein zu sein. Wer hilft, den Funken Lebenswillen, der in mir ist, zu bewahren. <br />
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(Jennys Sicht) <br />
Ich trete aus dem Iglu und atme erst einmal tief ein. Meine Lunge schmerzt, als die kalte Luft hineinkommt, doch ich mag dieses Gefühl. Es zeigt mir, dass ich lebe! Ich setze mich zu Tala ans Feuer. Nach einiger Zeit kommt auch Nini aus dem Iglu. Wir begrüßen sie. Ich bin total glücklich, im Winter zu sein! Ich merke, wie er mir Kraft gibt, wie ich fröhlicher werde. Mein Blick fällt auf Ninis Wunde. Ich frage sie, wie es ihr geht und zum Glück sind die Schmerzen besser geworden. Erleichtert stehe ich auf und sage den beiden, dass ich einen Spaziergang mache. <br />
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Ich wähle den Weg in die Ebene. Der Schnee knirscht unter meinen Füßen. Mein Atem bildet kleine Wölkchen. Ich liebe den Winter! Um mich herum ist alles weiß. Ich liebe diese Farbe! Einfach alles am Winter ist super! <br />
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Ich laufe immer weiter und hänge meinen Gedanken nach. Warum hat Kai Nini seinen Mantel übergehängt? Ja, ich habe mich mit ihm unterhalten, als wir im Sommer waren, aber ich habe nicht viel über ihn erfahren. Er ist so verschlossen. Er tut so cool, so gelassen, so ruhig. Es kommt mir vor, als würde er wissen, was er macht. Ob er ein einziges Mal bereut hat, die Verantwortung für uns zu übernehmen? <br />
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Warum hat er Nini einfach den Mantel umgelegt? Die beiden streiten sich ständig und ich glaube, Kai kann sie nicht ausstehen. Warum versucht er immer, es ihr Recht zu machen, wenn sie doch sagt, dass sie seine Hilfe nicht will? Ich verstehe ihn einfach nicht! Einerseits ist er so hart und doch kümmert er sich um uns alle. Ich frage mich, wie die Welt, aus der sie kommen, ist! <br />
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Was hat Tala und Kai so gemacht? Sie sind so abweisend und kalt. Tala ist nicht so extrem, wie Kai. Er scheint ganz nett zu sein. Und doch habe ich bisher nur ein paar Wörter mit ihm gewechselt! <br />
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Ich bin in dieser Welt wie ausgewechselt! Normalerweise gehe ich offen auf Leute zu. Und hier? Hier bin ich so still, sage total wenig, laufe den anderen einfach nur hinterher. Wo ist das fröhliche Mädchen geblieben? Ich habe lange nicht mehr gelacht. <br />
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Mich beschäftigt dieses Licht, dass Nini und ich gesehen haben, auch sehr! Was war das? Wie gerne würde ich es noch einmal sehen! <br />
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Was ist der Grund, dass wir hier sind? Warum entdecke ich ganz neue Seiten an mir? Normalerweise grüble ich nicht so viel herum! Aber seid ich auf dieser Welt bin, denke ständig nach. <br />
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Irgendwie vermisse ich meine Mutter. Und meine kleine Schwester. Ja, sie haben beide genervt und doch vermisse ich sie! Wie ist es in der jetzigen Welt? Vergeht die Zeit hier schneller, oder genauso schnell? Hat meine Mutter gemerkt, dass ich weg bin? Glaubt sie vielleicht, dass ich einfach abgehauen bin? Wahrscheinlich hat sie die Polizei gerufen und macht sich Sorgen um mich. Ich will nicht, dass sie sich Sorgen macht! Ich kann nur hoffen, dass die Zeit hier schneller vergeht, als zu Hause! <br />
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Aber wie lange werden wir hier bleiben? Unser ganzes Leben? Warum sind wir überhaupt hier? <br />
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Fragen über Fragen und ich habe keine Ahnung! Werde ich je für alle eine Antwort finden? Mist! Schon wieder eine Frage! Ich muss damit aufhören, es bringt mir nichts! <br />
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Plötzlich bleibe ich stehen. Vor mir ist ein Licht. Ist es Licht? Es ist irgendwie…grau! Kann Licht graus sein? Das geht doch gar nicht! Wo kommt es überhaupt her? Neugierig trete ich näher. Dieses Licht sticht aus dem ganzen Weiß total hervor! <br />
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„Jenny, ich brauche deine Hilfe! Nein, WIR brauchen deine Hilfe!“ Woher kommt diese Stimme? Vom Licht? Ist etwas hinter diesem Licht? Ich kann nichts erkennen. Keine Umrisse, nur das Licht. <br />
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Schneeflocken fallen, aber ich beachte sie nicht großartig. Meine ganze Aufmerksamkeit gilt diesem Licht! <br />
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„Jenny, du darfst nicht zulassen, dass die Welt zerstört wird! Was wird dann aus deiner Familie? Nur du hast die Kraft uns zu helfen!“ Wieder verstummt die Stimme. Sie ist so schön dunkel, warm und weich. Und doch türmen sich Fragen in mir auf. Warum ich? Was wird mit meiner Familie passieren? Wie kann ich sie beschützen?<br />
„Ich kann nicht länger bleiben! Halte dich bereit! Ich werde dir Näheres noch erzählen! Verte!-Wende das Blatt! Und: Vertraue niemandem! Auch wenn sie so tun, als wären sie deine Freunde, vertraue ihnen nicht! Du darfst niemandem von dieser Begegnung erzählen!“ Nun bin ich total verwirrt! Ich will auf das Licht zulaufen, doch plötzlich fegt ein eiskalter Wind eine große Menge von Schneeflocken vor mein Gesicht. Als sie endlich zu Boden gefallen sind, ist das Licht weg! Einfach weg! Und die Stimme, sie hat lateinisch gesprochen! Ich liebe diese Sprache! Sie ist zwar tot, aber hört sich total schön an! <br />
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Erst jetzt merke ich, dass der Wind die Flocken immer stärker tanzen lässt. Ich kann nur noch ein paar Meter weit sehen. Plötzlich überkommt mich Angst. Wie soll ich jetzt wieder zurückkommen? Ich weiß noch nicht einmal, aus welcher Richtung ich gekommen bin! Ich bin verloren! Dieses Licht hat mich in die Irre geführt! Aber warum hat es dann gesagt, ich werde später Näheres erfahren? Muss ich vielleicht erst tot sein? Mir graut davor. Mir graut davor, hier einfach zu stehen und zu erfrieren. <br />
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Aber was soll ich machen? Ich bin hilflos! Ich habe keine Ahnung, wie weit ich gelaufen bin! Ich war doch total in Gedanken versunken! Warum habe ich verdammt noch mal nicht auf den Weg geachtet? Ich habe Angst. Tränen laufen mir die Wangen hinunter und gefrieren. Ich fühle mich total hilflos! Ich will nicht einsehen, dass ich hier einfach erfriere, aber ich weiß nicht, was ich machen soll!!<br />