„aber wenn sie mit seinem Tod bekommen hat, was sie wollte, warum hat sie dann geweint?“
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„Aus Reue natürlich“, verteidigte der Detektiv seine wackelige Theorie. „Außerdem hatte die Polizei sie schon in der Mangel und da hat sie Angst bekommen.“
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„Das Weinen klang nicht nach Angst“, mischte sich Frau Kamao ein, „es klang nach Zorn und nach Kummer.“
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„Zudem“, sägte nun auch Conan an Moris Behauptung, „wenn sie schon vor Angst weinte, warum hat sie noch nicht gestanden? Die Polizei hätte uns doch Bescheid gegeben, wenn der Mörder gefasst ist und wir wieder nach Hause können.“
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„Da hat der Knirps ganz recht“, sagte Akiro, den die rege Debatte an Conans Tisch heran gelockt hatte. „Yuka hatte seine Fehler wie jeder Mensch, aber er war ein ausgezeichneter Heilpraktiker und in der Zeit, als wir noch eine gemeinsame Praxis hatten, gab es nie auch nur eine einzige Beschwerde.“
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„Nicht gegen ihn“, sagte Aya, die sich nun ebenfalls zu ihnen gesellte. „Aber wenn ich mich recht erinnere, hattest du mehr als nur einen Problemfall und da hat er sich nicht vor dich gestellt. Du hast dich noch beschwert, dass er dich habe im Regen stehen lassen.“
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„Ach was!“, wischte Akiro dieses Argument leicht beiseite, „das sind alte Kamellen und er hatte ja recht, mich meine Fehler selbst ausbaden zu lassen. Ist ja nichts schlimmes passiert.“
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„Außer, dass du fast deine Lizenz verloren hättest und deine Ersparnisse für den Anwalt drauf gegangen sind“, gab Aya trocken zurück. „Koiji hat es mir mal erzählt, als ich ihm wieder vorgehalten habe, dass Yuko der bessere Mensch wäre.“
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„Hört damit auf!“ Sakura presste sich die Hände an die Ohren. „Yuko war ein guter Mensch, durch und durch. Er war der einzige Mensch, den ich jemals geliebt habe...“
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Hamako zuckte zusammen. „Ach so?“, fragte er heiser, „dann war das damals mit mir wirklich nur eine deiner Launen...“
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Sie sah betreten auf ihre Fingerspitzen. „Tut mir echt leid, Hamako, aber ...“ sie sah auf und in ihrem Blick lag eine ehrlich gemeinte Bitte um Verzeihung, „... aber wenn ich dich geliebt hätte, glaubst du dann hätte ich jemals ... jemals meinem Vater nachgegeben und mich mit Koiji verlobt?“
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*Das wird immer interessanter*, dachte Conan und spießte ein Stück Tomate mit seiner Gabel auf.
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„So ist das also...“ Hamako ballte eine Hand zur Faust. „.. und ich Idiot habe Koiji immer darum beneidet, dass er dich mir abspenstig gemacht hat...“ Er atmete tief durch und öffnete die Faust langsam. „Ich hätte gleich wissen müssen, dass jemand wie du einer Niete wie mir keine echten Gefühle entgegen bringen kann...“
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Patsch! Ayas Hand hinterließ einen roten Abdruck auf seiner Wange. „Du Trottel!“, fauchte sie und wischte sich zornig über die feuchten Augen. „Warum machst du dich immer schlechter als du bist!“
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Nicht nur Hamako war von Ayas Ausbruch überrascht. Sie selbst zog erschrocken über sich selbst die Hand zurück, presste sie auf ihre Brust und wandte sich ab. „Ist doch wahr...“, murmelte sie mit roten Wangen.
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„Ähem!“
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Alle drehten sich zur Tür, wo Inspektor Kiban wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Lediglich Conan hatte ihn aus den Augenwinkel kommen sehen und zuckte als einziger nicht zusammen.
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„Ah, Herr Inspektor!“ Mori baute sich vor dem gut einen Kopf kleineren Ermittler auf. „Gibt es Neuigkeiten?“
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Auch Conan wartete gespannt auf solche. Er sprang vom Stuhl und drängte sich an Mori vorbei, denn ihm brannte vor allem eine Frage auf der Seele. „Wie geht es Herrn Shidoai? Wird er bald wieder gesund sein? Darf man ihn besuchen?“
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„Du frecher Knirps!“ Herr Mori hatte Conan bereits wieder in der Mangel und zog ihm die Ohren lang. „Man drängt sich nicht dazwischen, wenn Erwachsene reden!“
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„Seien sie doch nicht so streng, Herr Mori“, wehrte der Inspektor gutmütig ab. „Wie sollen junge Leute etwas Lernen, wenn wir Alten unser Wissen nicht teilen? Und wenn man mit einem so berühmten Privatdetektiv unter einem Dach wohnt, färbt dessen Berufsneugier halt auch ein wenig auf das junge Volk ab.“ Er zauste Conans Haar. „Du bist sicher ein großer Bewunderer deines Onkels, oder?“
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Welche Wahl blieb Conan? „Und wie!“, er nickte so ernsthaft er konnte und probierte einen treuherzigen Augenaufschlag in Moris Richtung. „Onkel Kogoro ist ja sooo toll!“
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Der war sofort wieder besänftigt. „Sie haben ja recht, Herr Inspektor“, sagte er und kratzte sich am Kopf. „Sie haben also doch schon von mir gehört? Und ich dachte ...“
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„Nun“, unterbrach ihn Inspektor Kiban leicht verlegen und zog einen Block aus allerbestem Papier heraus, „bis gestern wusste ich auch noch nicht von Ihnen. Aber meine Frau stammt aus Tokio und sie hat durch Verwandte von Ihnen gehört. Alle bewundern Sie sehr, immerhin sind Sie der Detektiv, der seine Fälle im Schlaf löst. Wären Sie so nett, mir ein Autogramm zu geben? Meine Frau heißt Himeko und sie hat übermorgen Geburtstag...“
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Nichts tat Herr Mori lieber, als sich in seinem Ruhm zu sonnen. Und so schraubte er umständlich den schönen Füller auf, den ihm der Inspektor reichte, und kritzelte seinen Namens schwungvoll mit einer schmalzigen Widmung an seinen treuen Fan, die zauberhafte Himeko, auf das teure handgeschöpfte Papier.
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Hinter den beiden räusperte sich Ran vernehmlich. „Paps, solltest du dich nicht lieber um den Fall kümmern?“
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Conan nickte heftig. „Genau! Herr Inspektor, was ist jetzt mit Herrn Shihodai?“
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Der Inspektor nahm das Autogramm entgegen, bedankte sich mit einer Verbeugung und trat dann rückwärts in den Gang hinaus, um heftig zu winken.
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Noch immer sehr bleich und auf die Schulter eines Polizisten gestützt, wurde Koiji Shihodai hereingeführt.
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„Du lieber Himmel! Koiji, du siehst aus wie eine wandelnde Leiche!“, platzte Hamako heraus.
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Koiji zeigte ein schiefes Lächeln und ließ sich zu seinem Platz führen, wo er erschöpft und schwer atmend auf den Sessel sank.
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„Danke für das Kompliment, Hamako“, sagte er und man musste sich anstrengen, seine Stimme zu verstehen, „so ähnlich fühle ich mich auch!“
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„Warum haben Sie ihn nicht im Krankenhaus gelassen?“, fragte Aya den Inspektor. „Er wurde doch auch vergiftet wie der arme Yuko, oder?“
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„Stimmt in der Tat“, gab der Inspektor zu, „aber im Gegensatz zum Opfer besitzt Herr Shihodai eine sehr gute Konstitution und offenbar auch ein wenig Resistenz, was bei Ärzten nicht unüblich ist. Man hat ihm den Magen ausgepumpt und es wurde auch sein Blut untersucht. Bei ihm und Herrn Eimin sind dieselben Präparate festgestellt worden bis auf eines.“
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„Das blaue Mittel?“, fragte Conan wissbegierig.
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Der Inspektor sah ihn überrascht an. „Woher weißt du das?“ Er sah die versammelte Gruppe an. „Laut Herrn Shihodais Aussage kam Herr Eimin zu ihm in die Toilette und wollte ihn überreden, ein homöopathisches Mittel mit dem Namen „Mangengold“ zu trinken.“
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Sakuras Hände krampften sich auf ihrem Schoß zusammen. „Ich ... ich habe es aus Yukos Zimmer geholt.“
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„Das passt auch zu den Fingerabdrücken, die wir auf der Flasche fanden“, nickte der Inspektor. „Wir haben dieses Magengold natürlich auch mitgenommen und wie es scheint war das Essen völlig in Ordnung, lediglich in den Kaffeetassen von Herrn Shihodai und dem Mordopfer fanden sich Spuren eines Giftes.“
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„Moment mal!“, mischte sich ein etwas blasser Detektiv Mori ein, „ich habe auch von dem Kaffee getrunken und mir geht es blendend.“
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„Ich sagte ja auch ‚in den Tassen’ und nicht ‚im Kaffee’“, betonte Inspektor Kiban. „Offenbar hat jemand Gift in die Tassen der beiden getan.“
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„Aber..“, Frau Kamao rang die Hände, „aber ich selbst habe Herrn Eimin doch ein neues Gedeck gebracht!“
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„Das ist uns bekannt“, sagte der Inspektor ernst, „wir möchten Sie daher bitten, uns auf die Wache zu begleiten.“
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„Lassen Sie den Unsinn“, kam es leise von der anderen Seite des Tisches, wo sich Koiji schwer auf die Tischplatte stützte, um sich langsam hochzustemmen. Sakura, die direkt neben ihm saß, rührte keinen Finger, um ihm zu helfen, vielmehr sah sie ihn anklagend an. „Soviel ich weiß ist die Küche in der Nacht leer, oder, Sara?“
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Sie nickte heftig. „Wir decken den Tisch für das Frühstück immer schon am Vorabend und für den Fall, dass etwas zu Bruch geht, steht auf dem kleinen Tisch stets ein zusätzliches fertiges Gedeck.“
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„Aber...“, Detektiv Mori runzelte die Stirn. Man konnte sehen wie es in ihm arbeitete. *Übernimm dich mal nicht*, dachte Conan, *sonst qualmt es noch aus deinen Ohren...* „Aber wie konnte der Mörder wissen, dass ausgerechnet Herrn Eimins Gedeck ausgetauscht würde?“
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„Das stimmt!“, hieb Hamako in die gleiche Kerbe. „Sonst ist es immer Koiji, der zwei Gedecke braucht. Seit wir hier sind, hat er immer später am Vormittag noch einen Kräutertee getrunken, und dabei immer das Reservegedeck benützt, oder?“
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„Hmm...“ der Inspektor kratzte sich am Kinn. „Wenn das stimmt, bleibt nur eine Schlussfolgerung.“
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Conan, der auch zu einem Schluss gekommen war, wartete gespannt, ob der Inspektor seine Ansicht teilte.
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„Das eigentliche Mordopfer hätte Herr Shihodai sein sollen!“, platzte