etwas, das La’ir niemals erwartet hatte. Er streifte seinen Schleier ab. Vor La’irs Blicken enthüllte sich ein Gesicht, dessen makellose Schönheit nur durch die spitzen Zähne gemindert wurde. La’ir wusste von den Gerüchten, die sich darum rankten, dass Getseco irgendwelche Narben und Verstümmelungen unter dem Schleier verbarg.
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„Warum…?“ Ehe er sich besinnen konnte, hatte er diese Frage schon laut gestellt.
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„Warum ich mein Gesicht verstecke?“ Getseco lachte, es klang schadenfroh und hämisch, „weil es mir gefällt undurchschaubar zu sein, weil ich mein Minenspiel verbergen kann und die anderen unsicher sind, ob ich nun die Stirn runzle oder lächle. Es ist lustig, wie verzweifelt sich nach einer Regung suchen, versuchen, von den Bewegungen des Schleiers abzulesen, ob ich meine Augenbrauen zusammenziehe oder gleichgültig bleibe… Deshalb.“
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Seine dunklen, schräg geschnittenen Augen suchten La’irs ratlosen Blick, der wie gefesselt an den makellosen Zügen seines Peinigers hing. „Gefällt dir, was du siehst?“, fragte Getseco lauernd.
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La’ir wusste, dass dies genauso eine Falle sein, und jedes Kompliment mit menschlichen Maßstäben als Beleidigung eine schmerzvolle Bestrafung nach sich ziehen konnte, aber da er durch die Nähe von Getseco irritiert war, vermochte er sich nicht eine möglichst neutrale Antwort zurechtzulegen, sondern stammelte, was ihm durch den Kopf ging… „Ihr seid zu schön für einen Dämonen.“
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„Hahaha!“ Getseco schien eher amüsiert wie beleidigt zu sein. „Das ist eine sehr unverschämte Antwort, aber heute bin ich in gnädiger Laune. So gnädig, dass ich mir ein kleines Vergnügen gestatten werde.“
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Ohne den Schleier wieder über sein Gesicht zu ziehen beugte er sich zu La’ir herab und presste die Lippen auf dessen halb zu einem erschrockenen Schrei geöffneten Mund. La’ir hielt still, sein Herz klopfte wie rasend, er erwartete, dass sich Getsecos scharfe Zähne gleich grausam in seine Lippen bohren würden und der Fürst sein Blut schmecken wollte. Doch eine Sekunde um die andere verstrich, ohne dass Getseco zubiss. Alle Sinne geschärft schmeckte La’ir gegen seinen Willen einen intensiven Hunger aus diesem Kuss heraus, eine Gier die sich nicht nach etwas richtete, was so fassbar war wie Blut oder Tränen. Ohne zu wissen, warum, tat er etwas, das er sich nie in seinen Träumen hätte vorzustellen gewagt, er legte seine Arme um Getsecos Schultern und ließ seine Hände beruhigend sanft über dessen Muskeln wandern, so wie Yuko es stets für ihn getan hatte…
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Diese menschliche Geste des Trostes schien in Getseco einen Damm zum Einsturz zu bringen und ehe sich La’ir versah, hatte ihn der Dämonenfürst auf das Bett geschleudert. Keuchend, teils vor Schreck, teils vor Verwunderung über sich selbst und die Situation überhaupt, sah La’ir in das schöne, kalte Gesicht von Getseco, der sich über ihn beugte..
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Als sich Getseco seiner Kleider entledigte und seine Krallen sacht über die Stelle von La’irs Brust wanderten wo dessen Herz raste, wusste La’ir dass nun sein Tod endgültig besiegelt war. Nicht hier, nicht so, nicht heute … aber Getseco würde ihn niemals gehen lassen, nicht nachdem er gesehen hatte, was der Schleier zu verbergen wusste, ein Licht, das von einer Einsamkeit und Verlorenheit sprach, die La’irs eigenen alten Schmerz gering erscheinen ließ und sein Herz wehrlos und offen machte…
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Während dessen in im Diesseits auf der anderen Seite des Strudels:
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„Was .... wie kann er das...?“ Kurawa war ganz von den Socken.
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Bulma musste insgeheim grinsen, auch sie beneidete Yamchu, Goku und die anderen um diese Fähigkeit. Hubschrauber in allen Ehren, aber selber fliegen zu können, das war doch was anderes.
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„Willst du dich nicht langsam auch auf den Weg machen?“, rief sie dem staunenden Kuwabara zu.
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„Was... ach ja, verdammt noch mal, Yamchu, so warte doch!“ wild mit den Händen fuchtelnd rannte Kuwabara hinter Yamchu her, die Augen immer auf Bulmas Exfreund gerichtet. Unter seinen Sohlen brachen die kantigen Felsstücke ab und es knirschten und krachte, dass es einem Angst und Bange werden konnte. Doch trotz aller Eile und Anstrengung vermochte der rothaarige Krieger aus der anderen Realität Yamchu nicht einzuholen. Erst als dieser über einer bestimmten Stelle in der Luft hängen blieb und wild mit den Armen fuchtelte, konnte Kuwabara keuchend aufschließen.
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„Da liegt er!“, rief Yamchu ihm schon von weitem zu und deutete nach unten. Tatsächlich, tief in einer Felsspalte festgeklemmt, umgeben von scharfkantigen Bruchstücken funkelte eine orange Kugel mit einem einzelnen Stern.
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„Und ...“, schnaufte Kuwabara, als er neben Yamchu vor der Kluft kniete, „...wie kriegen ... wir ihn ... da wieder raus?“
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Yamchu kratzte sich am Hinterkopf. „Wir sollten Bulma fragen, vielleicht kann die uns irgendwas mit einer Stange und einem Netz basteln, damit wir ihn so heraus fischen können.“
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„Klingt nicht schlecht“, meine Kuwabara und sah zurück in die Richtung aus der er gekommen war. Es lag ganz schön viel Distanz zwischen ihnen und dem Hubschrauber. Da wieder zurück hatschen zu müssen...
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Yamchu schien seine Gedanken zu lesen.
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„Bleib du hier, ich flieg rasch hin und sag ihr Bescheid“, grinste er und stand auf. „Es wird sicher nicht lange dauern!“
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Kuwabara machte gute Mine zum bösen Spiel und nickte ergeben. „Ist okay, ich will dir kein Klotz am Bein sein.“
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Yamchu öffnete den Mund, als ob er etwas entgegnen wollte, ließ es dann doch bleiben und flog schweigend davon.
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Etwas deprimiert setzte sich Kuwabara im Schneidersitz hin, verschränkte die Arme und hing den Gedanken nach. All die Abenteuer kamen ihm in den Sinn, die er mit Yusuke zusammen erlebt hatte. Vor allem damals, als er mit Yusuke zusammen, die ersten Prüfungen bei Genkai bestanden hatte. Die anderen waren jetzt sicher am Trainieren und das so hart wie nie zuvor... ein Jammer, dass er nicht auch dabei sein durfte, doch andererseits konnte nur er damit prahlen, in der anderen Welt gewesen zu sein. So schlecht war das auch nicht. Bestimmt würde sich seine süße Yukina für die Geschichten interessieren, die er bei seiner Rückkehr zu erzählen hatte.
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Sein Blick fiel auf etwas bleiches, gelbliches, das aus einem Haufen Trümmer unweit des Spaltes lag. Gleichzeitig überkam ihn ein Gefühl, das er zur Genüge kannte. Seine Nackenhaare richteten sich auf und eine Gänsehaut überzog seine Unterarme. Fröstelnd atmete er tief ein und öffnete seinen siebten Sinn. Das war kein Zufall, hier geisterte irgend etwas Übernatürliches herum und es rief ihn zu dem Trümmerhaufen. Wie unter Zwang kroch er darauf zu und streckte seine Hand nach dem gelblichen Stein aus, er sich deutlich von den graubraunen Stücken ringsum abhob. Doch kaum hatte er seine Fingerspitzen darum gelegt, ertönte ein Grollen tief im Inneren des Steinhaufens. Erschrocken sprang Kuwabara auf und wich ein paar Schritte zurück. Die grausliche Faszination, welche das Gefühl des Übernatürlichen in ihm geweckt hatte, war verfolgen, zurück blieb der Eindruck von Gefahr, genährt durch den Dunst der Rachsucht, welcher von dieser Stelle aufstieg.
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„Wer ist da? Los, zeig dich! Was willst du von mir?!“, rief er laut und stellte sich kampfbereit hin.
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*Was ich will?* , ein schauriges Kichern ertönte direkt in seinem Kopf. Kuwabara hasste diesen Teil seiner Gabe. Warum mussten diese Geister immer gedanklich Kontakt aufnehmen? Sie könnten ihre Botschaft doch in den Staub kratzen, das wäre ihm viel angenehmer, als das Gefühl, dass jemand direkt in seinen Gedanken zu wühlen schien. Die Steine des Haufens gerieten in Bewegung und Kuwabara starrte fassungslos auf das Skelett, das sich daraus erhob. Der gelbliche Stein war kein Stein gewesen, sondern ein Teil des Oberarmknochens, genauer gesagt des Gelenkskopfes des Schulergelenkes, das aus zwischen den Steinen herausgeragt hatte.
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*Es ist lange her*, murmelte die Stimme, *seit Jahren warte ich darauf, dass jemand vorbeikommt, der mich hören kann.*
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Mit zusammengebissenen Zähnen ging Kuwabara noch weiter auf Abstand. „Ich kann dich hören, na und?“
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*Dank dir kann ich auch meine Überreste kontrollieren. Du besitzt wirklich seltsame Gaben, Feuerkopf.*
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Das Skelett schob mit seinen Knochenfingern die restlichen Steine fort und stieg aus dem Haufen.
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*Doch ich fühle, dass meine Kraft nicht lange halten wird. Ich muss rasch sein, wenn ich wieder leben will...*
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„Was, wie?“ Kuwabara war von Geistern und Dämonen ja einiges gewohnt, aber dennoch überrumpelte ihn die Geschwindigkeit mit der das Skelett sich auf ihn warf und die Knochenfinger um seinen Hals legte.
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„Wrrgh!“, röchelte er und zerrte verzweifelt an den Knochen. Doch irgendwie waren diese von einer Macht beseelt, deren er nicht Herr werden konnte. Vor seinen Augen begannen bereits schwarze Funken zu tanzen. *Gut so, gib dich auf, Feuerkopf!*, frohlockte das Skelett.
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*Wenn ich erst deine Seele aus deinem Körper getrieben habe, werde ich ihn beherrschen und damit auch alle Macht, die dir innewohnt. Keiner wird den Unterschied merken bis es zu spät ist.*
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Kuwabara brach in die Knie und seine Finger krallten sich in den Staub. Unter seinen Händen spürte er etwas Hartes und ohne lange nachzudenken riss er mit letzter Kraft den Arm empor und zerschmetterte den Schädel des Skelettes mit dem Stein. Etwas blutrotes, funkelndes fiel inmitten der