abseits der großen Straßen.
<br />
Als sie die Klingel betätigte, öffnete sich die Türe, aber statt eines fröhlichen jungen Mädchens mit roten Strubbelhaaren, Brille und lebhaften grünen Augen, so hatte sie auf dem letzten Foto ausgesehen, das sie Bulma geschickt hatte, stand eine bleiche, magere Frau in den mittleren Jahren vor ihr.
<br />
<br />
„Entschuldigen Sie“, sagte Bulma leicht verunsichert, „ich bin Bulma Briefs und würde gerne mit Lumia sprechen.“
<br />
<br />
Die Frau riss die Augen weit auf. „Unmöglich, Frau Briefs ist doch älter als ich ...!“
<br />
Bulma rieb sich verlegen den Hinterkopf. „Stimmt, bis vor kurzem war ich auch noch älter, aber das ist eine längere Geschichte.“ Sie kramte in ihrem Gedächtnis nach den letzten Briefwechseln und schnurrte ein paar bekannte Passagen herunter und obwohl die Frau immer noch den Kopf schüttelte, ließ sie Bulma letztendlich eintreten.
<br />
<br />
Das Innere des Hauses war gespenstisch still und Bulma wurde ein bisschen ungeduldig, da sie endlich Lumia treffen und mit ihr fachsimpeln wollte. Dennoch folgte sie Lumias Mutter ins Wohnzimmer, nahm Platz und wartete, bis diese den Tee auftrug.
<br />
<br />
Als sich Lumias Mutter endlich Bulma gegenüber setzte, fragte diese nochmals nach Lumia.
<br />
„Lumia ...“, die Mutter zog die Nase hoch und ihre Augen glänzten feucht, „unsere Lumia ist vor einem Monat von uns gegangen.“
<br />
<br />
Wie vom Donner gerührt starrte Bulma die Frau an. Sie konnte es einfach nicht glauben. „Wie ... warum?“, stammelte sie nach einigen Augenblicken geschockt.
<br />
<br />
Lumias Mutter schlang die knochigen Finger ineinander. „Es war ein dummer Unfall, ein Auto kam von der Straße ab, gerade an dem Tag, als Lumia sich in der Universität einschreiben wollte. Sie wurde voll erfasst und war auf der Stelle tot."
<br />
<br />
„Aber warum haben Sie mir nicht Bescheid gegeben? Sie müssen doch meinen letzten Brief bekommen haben!“ Bulmas Herz tat weh, Lumia, seit sie das Mädchen über Internet kennengelernt hatte, war sie wie eine zweite Tochter für sie gewesen, ihre größte Hoffnung auf eine würdige Nachfolgerin. Sie hatte sich so sehr darauf gefreut, mit diesem Mädchen zusammen auf die Uni zu gehen, zusammen zu lernen, ihre Jugend ein zweites Mal zu erleben und sie voll auszukosten, gemeinsam mit Lumia. Und nun war alles anders, war alles zerstört.
<br />
<br />
Lumias Mutter führte Bulma auf den Friedhof, und zeigte ihr den Grabstein. Ein kleines Schild wies ihn als Lumias Grabstein aus, auf dem Stein selber stand natürlich nicht Lumia sondern ihr Totenname. Die Mutter stellte den hölzernen Eimer ab und nahm mit der Kelle ein bisschen Wasser daraus, um den Grabstein zu begießen. Bulma klatschte zweimal in die Hände und verneigte sich. Die Blumen in der schmalen Vase waren noch frisch und man sah, dass der Stein erst neulich errichtet worden war.
<br />
Später saß sie noch Stunden mit Lumias Mutter zusammen, die ihr auch ein paar Fotos ihrer Tochter schenkte, darunter eines, das Lumia bei ihrem letzten Geburtstag zeigte, das rundliche Gesicht strahlend, mit Sommersprossen übersäht und die grünen Augen funkelten vor Freunde während sie die Kerzen auf der großen Torte, ausblies, auf die mit Zuckerguss, „Für unsere Lumia“ geschrieben stand. Dieses Foto steckte Bulma in ihren neu gekauften Terminkalender, und da die ältere Frau sie so sehr darum bat, checkte sie noch am selben Tag aus dem Hotel aus, um wie eigentlich vorgesehen, das Gästezimmer neben dem von Lumia zu beziehen.
<br />
<br />
Auf diese Weise konnte sie Lumias Mutter etwas von ihrer Einsamkeit nehmen und war für ihre Familie wie vorgesehen erreichbar.
<br />
<br />
Als sie an diesem Abend von ihrem Fenster aus hinauf zu den Sternen blickte, dachte sie voll Sehnsucht an Vegeta und ihre Kinder und beneidete Chichi darum, dass sie ihrem Goku so nahe sein durfte...
<br />
<br />
.....
<br />
<br />
Goku landete nach gut vier Stunden Flug vor seinem Haus. Es wunderte ihn, dass es im Hühnerstall so still geworden war und auch die Fensterläden geschlossen waren.
<br />
<br />
Als er die Hand auf den Türknauf legte und vorsichtig drehte, rührte sich nichts. Abgeschlossen. Goku runzelte die Stirn und überlegte. Sollte er die Türe eintreten und das Haus durchsuchen? Wenn Chichi von wo auch immer zurück kam, würde sie mit ihm schimpfen, dass die Fensterscheiben klirrten.
<br />
In diesem Augenblick bog von der Hauptstraße das Postauto ein und hielt vor der Eiinfahrt.
<br />
<br />
Goku kannte den Postboten gut und als dieser ein Bündel Briefe aus seiner Tasche zog und auf das Haus zu ging, begrüßte er ihn sichtlich erleichtert, ehe er nach Chichi fragte.
<br />
<br />
„Deine Frau?“, der Postbote lachte, „sag nur, du weißt nicht, dass sie auf den Bratpfannenberg gezogen ist. Ihre Post wird seit mehreren Wochen dorthin umgeleitet. Das hier sind Briefe an deine Söhne.“ Der Postbote warf einen Blick auf das große Haus, in dem Son Gohan mit seiner Familie lebte. „Leider sind sie immer noch nicht zurück gekommen. Vor zwei Tagen hing schon ein Zettel an der Türe, dass sie bis auf Weiteres verreist sind und erst in ein etwa zwei Wochen zurück kommen werden. Schau nur mal den Stapel von Zeitungen vor der Türe an, sie hätten wirklich daran denken sollen, sie vorher abzubestellen.“
<br />
<br />
Da Goku nicht nach langen Gesprächen zumute war und er dachte, dass Goten seinen Bruder und dessen Familie zu einem Besuch bei Mr. Satan begleitet hätte, verabschiedete er sich rasch und flog Richtung Bratpfannenberg davon.
<br />
<br />
Der Postbote seufzte und rieb sich die Stirn. „Sie sind schon eine seltsame Familie, die Sons“, murmelte er und schritt zu Gohans Haus, um die Briefe durch den Briefschlitz an der Hautüre auf den wachsenden Stapel dahinter fallen zu lassen.
<br />
<br />
.....
<br />
<br />
Chichi rieb sich die Stirn und seufzte. Es war ein gutes Stück Arbeit gewesen, aber jetzt glänzte die Eingangshalle wie neu. Die beiden alten Herrschaften waren in ihren Privaträumen untergebracht und hatten den Auftrag, sich die nächsten drei Tage nur zum Essen blicken zu lassen.
<br />
<br />
Nachdem dieser Punkt erledigt war und ungeachtet der Proteste der beiden, hatte Chichi einen Arbeitsplan aufgestellt, der sie rund um die Uhr beschäftigen würde. Sie blickte zu der großen Standuhr hinüber. Ja, sie war noch im Plan. Jetzt fehlten nur noch ein paar Blumen und die Halle wäre gleich ein Stück freundlicher. Ein Seitenblick zu den schweren, Samtvorhängen, die in ihren Augen nur unnötige Staubfänger bildeten, ließ sie einen weiteren Punkt auf ihre „Noch-zu-erledigen-Liste“ setzen.
<br />
<br />
Es klopfte an der Eingangstür und noch ehe sie sich hin bemühen konnte, flog diese auf und ein Berg Blumen kam auf zwei Beinen herein gewankt.
<br />
<br />
Sprachlos starrte Chichi auf die blühende Pracht.
<br />
<br />
„Überrascht?“, erklang es hinter den üppigen Sträußen aus Margariten, Gladiolen, Lupinien, Rosen und Goldregen.
<br />
<br />
„Doktor Sunizir?“, fragte Chichi und lachte. „Sind die für mich?“
<br />
<br />
„Nun ja...“, sie konnte hören, wie verlegen er war, „irgendwie muss ich mich doch für das vorzügliche Essen bedanken und da Sie erwähnten, dass ein paar Blumen die Atmosphäre verbessern würden ...“
<br />
„..haben Sie ihren eigenen Garten für mich geplündert.“ Chichi war gerührt. Sie half ihm, die Blumen in die Küche zu tragen, durchsuchte die Kästen nach ein paar Vasen und arrangierte fröhlich summend die Blumen.
<br />
<br />
„Ich muss zurück in meine Praxis“, sagte er nachdem er ihr geholfen hatte, die Blumen zurechzuschneiden. „Könnte es sein, dass Sie am Abend wieder...“
<br />
<br />
„...kochen?“, fragte sie und zwinkerte ihm zu.
<br />
<br />
Er nickte eifrig wie ein kleiner Junge. „Ich habe schon lange nicht mehr so gut gegessen und ich werde allen im Dorf sagen, wie vorzüglich sie kochen können. Heute Abend haben sie den Saal voller Gäste.“
<br />
<br />
„Oje!“ Chichi ließ die rosa Gladiole fallen, die sie gerade in die schwere Bodenvase hatte stecken wollen. „Wenn soviele Leute kommen, schaffe ich das alles keinesfalls allein.“
<br />
<br />
„Könnte ich helfen?“, erklang es von der Tür her. Zwei Köpfe schnellten herum und musterten eine junge Frau mit dickem, braunem Zopf und hellgrauen Augen, die ihren schweren Koffer abstellte.
<br />
„Du lieber Himmel, ein Gast!“, Chichi rieb sich rasch die Hände an einem Tuch sauber und wollte zur Rezeption eilen, doch Janin Sunizir hielt sie zurück. „Du bist die kleine Tana, nicht wahr?“, fragte er die junge Frau.
<br />
<br />
Diese riss die Augen weit auf. „Doktor Sunizir?“, fragte sie verstört und Tränen stiegen ihr in die Augen. „Sie kennen mich noch?“
<br />
<br />
„Aber klar doch. Du hast mir geholfen, Tabletten zu sortieren, damals als wir die Epidemie hatten und ich frisch aus der Universität kam und vor Nervosität kaum noch meinen Namen wusste, nicht wahr?“
<br />
Sie nickte nur und rieb sich die feuchten Augen. „Dass sie sich daran noch erinnern...“
<br />
<br />
„Fräulein Chichi“, sagte er und wies auf die junge Frau, „Das ist Tana, die Tochter von Surima und Cheny, Tana, das ist Chichi, die sich so rührend um deine Eltern gekümmert hat.“
<br />
<br />
Chichi fühlte einen scharfen Stich. Gerade hatte sie einen Platz entdeckt, wo sie gebraucht wurde und wo sie sich nützlich fühlte und schon musste sie ihn wieder abtreten an jemanden, der ältere Rechte hatte. Doch ihrem erfreuten Lächeln sah keiner der beiden diesen Schmerz an. „Herzlich Willkommen“, sagte sie und schüttelte Tana die Hand. „Ich bin sehr froh, wenn mich jemand ablöst und das Kommando übernimmt.“
<br />
<br />
„Niemals!“, Tana hob abwehrend