Fanfic: Tod in Raten - 4. und letzter Teil

Chapter: Tod in Raten - 4. und letzter Teil

Tod in Raten Teil 4
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Conan blieb einen Moment erstarrt am Ufer stehen. Dann gab er sich einen Ruck und ging zu der weinenden Frau hin.
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„Haben Sie sich verletzt?“, fragte er in seinem gespielt kindlich-naiven Tonfall.
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Frau Tsukimori sah ihn an und kämpfte ihre Tränen nieder. „Nein, Kleiner“, ihre Lippen bebten, doch sie hatte sich gut in der Gewalt und so flossen keine neuen Tränen. „Nein, es ist nichts was ein Doktor heilen könnte. Ich habe nur etwas verloren, etwas sehr wertvolles.“
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„Ich habe es glitzern sehen. War es das?“, fragte Conan und trat an den Rand des Stegs um ins Wasser zu spähen. „Es muss doch da irgendwo liegen, in den Wasserpflanzen. Ich könnte fragen, ob man mir ein Netz leihen kann oder danach tauchen...“
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„Nein!“ Sie packte Conan an den Schultern und zog ihn hastig vom Rand zurück. „Das ist viel zu gefährlich Kleiner, wenn du ins Wasser fällst...“
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„Ach was!“, grinste Conan. „Ich kann doch schwimmen.“
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„Trotzdem, das was da versunken ist, soll dort bleiben.“ Sie atmete tief durch. „Ich will es nicht zurück.“
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„Aber Sie haben doch des wegen geweint“, entgegnete Conan mit verwirrter Miene.
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„Dummer Junge“, sie zog ihn an sich, streifte den Hut ab und bettete ihre tränenfeuchte Wange auf dein Haar. Es schien ihr gut zu tun, jemanden halten zu können und daher wehrte sich Conan auch nicht, obwohl im ein paar Fragen auf der Seele brannten. Statt dessen hielt er ganz still und lauschte den zitternden Atemzügen. Als sie sich endlich wieder gefangen hatte, hob sie den Kopf und Conan sah zum ersten Mal ihr Gesicht. Sie war etwa in Sakuras Alter, aber weit weniger hübsch, mit einem kantigen Gesicht und einer ziemlich spitzen Nase. Ihre vom Weinen rot geschwollenen Augen verbesserten das Gesamtbild enbesowenig wie der breite Mund.
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Mit einem tiefen Seufzer schob sie Conan einen Schritt zurück, beugte sich zum See hinab und wusch sich die Tränenspuren aus dem Gesicht. Anschließend durchwühlte sie vergeblich ihre Handtasche nach einem Taschentuch.
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„Hier, nehmen Sie meines, es ist sauber“, sagte Conan ganz Gentleman und reichte es ihr.
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„Danke“, sie ließ ihre Handtasche sinken, nahm das Taschentuch von Conan und trocknete ihr Gesicht damit ab. „Das hat gut getan.“ Das feuchte Taschentuch wanderte in die Handtasche. „Ich werde es im Gasthof für dich waschen lassen“, versprach sie Conan und reichte ihm die Hand. „Nochmals danke, kleiner Detektiv.“
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„Woher wissen Sie das?“, fragte Conan neugierig.
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Sie lachte, aber es war kein sehr fröhliches Lachen. „Das sieht man dir an der Nasenspitze an, mein Kleiner. Du lockst die Antworten rascher aus mir heraus wie ein gewiefter Anwalt.“
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„Nun ja...“, Conan rieb sich mit einem verlegenen Kleinjungengrinsen die Nasenspitze. „Ich bin tatsächlich ein Detektiv. Mein Name ist Conan Edogawa.“
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„Freut mich. Ich bin ...“ sie zögerte, dann gab sie sich sichtlich einen Ruck, „Kitai Danto.“
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„Nicht Tsukimori?“ Conan sah sie erstaunt an.
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„Komm“, sie zauste sein Haar. „Tu nicht so, als würde dich das überraschen.“
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Mit einem flüchtigen Grinsen nickte Conan. „Das macht Sinn. Sie haben sich vor der Gruppe aus Kyoto versteckt, nicht wahr?“
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„Eigentlich nur vor einem... aber das ist jetzt auch nicht mehr nötig“, sagte sie seufzend und rieb sich die Stirn.
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Conan betrachtete sie genauer. Die dunklen Ringe um die Augen, die Blässe, all das sprach eine deutliche Sprache. Kitai hatte die letzte Zeit offenbar kaum geschlafen.
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Schlagartig kam Conan ein Gedanke. „Dann sind Sie also ...“, begann er, doch da tauchte eine atemlose Ran zwischen den Bäumen auf.
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„Conan!“
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Kitai griff nach ihrem Hut, setzte ihn aber nicht wieder auf. Sie erhob sich und winkte Ran zu. „Ihr kleiner Bruder ist hier unten!“
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„Er ist nicht mein Bruder“, sagte Ran, nachdem sie wieder zu Atem gekommen war und entschuldigte sich für die Mühe, die Conan gemacht hatte.
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„Keine Ursache, Fräulein ...?“
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„Mori, Ran Mori.“
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„Ich und Conan, wir hatten eine interessante Unterhaltung, Fräulein Mori. Passen Sie gut auf ihn auf, er hat mehr Scharfsinn als für ein Kind mitunter gesund ist...“
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Mit diesen Worten zauste sie Conan ein letztes Mal und ging voran, den Weg zurück zum Gasthof.
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„Du weißt doch, dass du nicht immer deine Nase in anderer Leute Angelegenheiten stecken sollst!“, schimpfte Ran, packte Conan an der Hand und zog ihn mit. Ein paar Schritte hinter Kitai erreichten sie den Gasthof. Im Garten hatte Koiji es sich auf einer Liege unter einem großen Sonnenschirm gemütlich gemacht und schlief offensichtlich der Genesung entgegen.
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„Ich wusste gar nicht, dass sie Sonneliegen haben“, sagte Ran zu Frau Kamao, die wieder an der Rezeption stand und Briefe sortierte.
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„Oh, die haben wir auch nicht für Gäste“, entschuldigte sich diese. „Das alte Ding hat Koiji beim Schuppen ausgegraben und da er ja Erholung braucht, habe ich ihm einen Sonnenschirm aufgespannt. Eigentlich sollte er ja in seinem Zimmer bleiben, aber er wollte an die frische Luft.“
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„Nun, so lange er im Schatten bleibt...“, erklang eine Stimme von der Treppe her. Es war Hamako, der mit einem Strohhut bewaffnet offenbar einen kleinen Spaziergang machen wollte. „Die Polizei hat nicht verboten, dass man sich etwas Bewegung verschafft“, sagte als Antwort auf die verwunderten Blicke von Ran und Conan. „Schläft er immer noch?“, fragte er zu Frau Kamao gewandt.
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Diese nickte. „Ja, und offen gesagt, ist mir das ganz recht. So muss man sich keine zusätzlichen Sorgen machen, dass er irgendeine Dummheit anstellt.“
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„Was mich wundert“, sagte Hamako, während er in seine Straßenschuhe schlüpfte, „ist, dass die Polizei in nicht in Schutzhaft nimmt oder so. Ich meine, irgendwo ist da ein Verrückter, der es auf ihn abgesehen hat.“
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„Aber das wollte die Polizei doch“, warf Frau Kamao ein. „Ich selbst habe Inspektor Kiban darauf angesprochen und er sagte mir, dass Koiji Polizeischutz einfach abgelehnt hätte, weil er der Meinung ist, dass der Mörder es hier im Gasthof kein zweites Mal probieren würde.“
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„So ist das also“, meinte Hamako und rückte seinen Strohhut zurecht. „Koiji war schon immer ein Sturkopf.“
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Ein melancholisches Lächeln glitt über Frau Kamaos gestresstes Gesicht. „Da bin ich ganz Ihrer Meinung. Wenn ich an das Theater denke, das er schon als Kind gemacht hat, wenn etwas nicht so war, wie es sein sollte...“
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Kamako zog eine Grimasse. „Das kenne ich selbst nur zu gut. Als Student hat er wegen einem Bleistift die ganze Lerngruppe in Unruhe versetzt. Dabei war es nur sein Ersatzbleistift, den sich ein anderer ausgeliehen und aus Versehen zerbrochen hatte. Koiji hat getobt, bis er einen gleichwertigen Ersatz bekam und das auf der Stelle noch vor der Übungsstunde.“
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„Wirklich?“, wunderte sich Ran. „Aber er ist doch so ruhig und gefasst seit der schrecklichen Sache...“
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„Das dürften die Nachwirkungen des Giftes sein“, erklärte Hamako, „Toben würde ihn jetzt viel zu sehr anstrengen, aber so wie er sich beim Abendessen damals aufgeführt hat, ist er im Kern immer noch der alte, egal wie viele Jahre seit seinem Studium verstrichen sind.“
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Conan rückte seine Brille zurecht und dachte scharf nach. Es passte einiges noch immer nicht zusammen. Dennoch... Sein Blick glitt hinüber zu Kitai, die vor dem Eingang des Speisezimmers stand und sichtlich mit sich rang, ob sie nun eintreten sollte oder nicht.
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Ich bin gleich wieder zurück!“, rief er und schlüpfte zur Türe hinaus.
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Frau Kamao seufzte und bündelte die Briefe. „Dabei war Koiji als Student so ein wilder Hund. Bis seine Großmutter starb trug er einen Vollbart, langes Haar und eine Brille, statt der gefärbten Kontaktlinsen wie jetzt. Die alte Dame hat sich bei meinen Großeltern oft darüber beklagt, dass er das Studium gar zu leicht nimmt und wollte sogar sein Taschengeld kürzen. Dazu ist sie dann leider nicht mehr gekommen...“
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Gern hätte Conan noch mehr erfahren, aber da kam Aya die Treppe herunter gelaufen. „Hat jemand von euch Hamako gesehen?“
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„Herr Hasakeri ist gerade eben zur Türe hinaus“, sagte Conan. „Ich denke, er wollte einen Spaziergang machen.“
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„Ach so...“ Aya blieb auf dem Treppenabsatz stehen, unschlüssig, was sie nun tun sollte.
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„Wenn Sie ihn erwischen wollen“, half Conan nach, „meiner Einschätzung nach will er zum See.“
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Ein Schatten huschte über Ayas Gesicht. „Ich denke, er will eher allein sein“, murmelte sie und stapfte mit gesenktem Kopf wieder die Treppe hinauf.
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„Du, Ran“, fragte Conan, als Aya aus ihrem Blickfeld verschwunden war, „glaubst du, Fräulein Bumu mag Herrn Hasakeri, so wie du Shinichi?“
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Prompt wurde Ran knallrot und sie schluckte hart. Conan ließ sie nicht aus den Augen. „Schon möglich“, sagte sie nach ein paar Augenblicken langsam und ihre Lippen verzogen sich zu einem traurigen Lächeln. „Aber sie hat wenigstens das Glück, dass er direkt vor ihrer Nase ist.“
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*Ran, ich bin auch direkt vor deiner Nase!* Die Worte lagen ihm auf der Zunge, doch er zwang sie einsern zurück. Statt dessen legte er seine kleine Hand auf die zu einer Faust geballten Rechten von Ran. „Nicht traurig sein, Nee-san“, sagte er und strahlte sie so fröhlich an wie er nur konnte. „Ich bin ja da und vielleicht meldet sich Shinichi bald wieder.“
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Das Mädchens sah auf den kleinen Jungen herab und die Trauer verschwand aus ihrem Blick. „Meinst du?“, fragte sie eifrig und Conan nickte heftig, froh darüber, dass er sie hatte