dass er so viel Einfluss über ihre Verlobte gewinnt. In Ihren Augen war er kein ausgebildeter Psychologe oder so etwas, also konnte nichts schief gehen. Doch dann hat sich Ihre Frau in ihn verliebt und begonnen, auf ihn zu hören. Ihr schöner Plan, dass sich Fräulein Hakobi selbst zugrunde richtet und ihr Vater dabei zusehen muss, der war in Gefahr. Daher musste Herr Eimin sterben, habe ich recht?“
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„Ist das ihre ganze Beweiskette?“ Koiji gewann wieder Oberwasser. „Das ist aber ziemlich dürftig und der Staatsanwalt wird höchstens lachen...“
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„Sicher haben Sie es geschickt eingefädelt“, nickte Kiban, „aber dann haben Sie ein paar Kleinigkeiten übersehen.“
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„Und was soll das bitte sein?“
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„Ist es nicht erstaunlich, dass das Gift, welches laut den Ärzten eigentlich ohne Probleme ins Blut gehen sollte und erst dort seine Wirkung tut, Ihnen auf den Magen geschlagen hat? Und dazu noch soviel schneller wie bei Herrn Eimin? Dessen Magenverstimmung war mehr auf das Übermaß an starkem Kaffee wie auf das Gift zurückzuführen, das hat sowohl die Autopsie wie seine Gesundheitsakte bestätigt. Sie hatten es nicht ohne Grund eilig, ins Klo zu gelangen. Sie konnten zwar keine hohe Dosis Gegenmittel schlucken, das hätte ihre Show zunichte gemacht, aber sie wollten soviel wie möglich von dem Gift erbrechen, oder? Das Gerangel mit Herrn Eimin hat dessen Blutdruck hoch getrieben und die Wirkung des Giftes beschleunigt. Nicht zu vergessen, sein bevorzugtes Magenmittel. Obwohl es absolut harmlos ist, hat es nebenbei eine Blut verdünnende Wirkung und verbessert die Aufnahmefähigkeit der Magenschleimhaut, beides Faktoren, die Herrn Eimins Schicksal besiegelt haben.“
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„Nette Theorie. Aber wieso sollten diese Zufälle meine Fehler sein?“
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„Weil Sie ein Gewohnheitsmensch sind“, sagte der Inspektor und blätterte hastig durch seine Notizen, unheimlich erleichtert, dass der große Detektiv aus der Hauptstadt alle Einzelheiten so genau erläutert hatte. „Wenn Sie nämlich so unschuldig gewesen wären wie Sie getan haben, warum haben Sie nicht nach ihrem gewohnten Tee verlangt wie jedesmal bei einer normalen Magenverstimmung? Herr Einmin hat sich wie immer seine Medizin geben lassen, sie haben nicht mal nach irgendwelchen Tropfen oder so verlangt. Das war auch gar nicht nötig, weil Sie gar keine Magenverstimmung hatten, nicht wahr? Zudem haben Sie es ausgerechnet an dem Tag versäumt, dem Koch so wie sonst nochmal daran zu erinnern, dass Sie unbedingt einen Jasmintee wollten. Das haben Sie laut seiner Aussage sonst an jedem Tag Ihres Aufenthaltes gemacht.“
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Conan horchte auf. Da war es dem Inspektor echt gelungen, noch ein zusätzliches Puzzelteil zu finden.
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Die ersten Schweißtropfen bildeten sich auf Koijis Stirn. Seine lässige Haltung hatte er mehr und mehr aufgegeben, je enger sich die Indizienkette um seinen Hals schloss. Und das war das einzige, worauf Conan hoffen konnte. Denn da es keinen Zeugen gab, keine Fingerabdrücke und bestimmt kein Gift mehr im weiten Umkreis des Gasthofes... Moment mal...
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Blitzschnell tauchte Conan hinter die breite Lehne von Herrn Moris Stuhl und klappte den Deckel seines Narkosechronometers auf. Gezielt und geschossen war eins. Der Detektiv zuckte zusammen und sank mit einem Murmeln „Schon wieder ein narkoleptischer Anfall!“ nach vorn. Da Ran wie alle gebannt auf Koiji blickte, bemerkte nur die aufmerksame Kitai, dass hinter dem Stuhl etwas vorging. Conan zog rasch noch das Tischtuch zurecht, sodass er doppelt verborgen war und bediente sich dann seiner Fliege: „Aber natürlich weiß der Herr Inspektor auch, dass allein damit kein Haftbefehl zu erwirken ist“, ertönte Moris Stimme und alles blickte auf den schlafenden Detektiv.
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„Herr Mori“, sagte Inspektor Kiban erleichtert. „Ihnen ist noch etwas Geniales eingefallen! Meine Frau hat mir davon erzählt, Ihre großartige Art, Fälle im Schlaf zu lösen!“
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Kitai zog nur eine Augenbraue hoch, die anderen staunten und hielten den Atem an bis auf Koiji, der seine Muskeln anspannte.
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„Sie habe es erfasst, verehrter Inspektor“, sprach Conan in seine Fliege. „Zwar ist es im Augenblick nur eine Vermutung, aber wenn Sie die Abflüsse des WC, der Dusche und aller Waschbecken in Herrn Shihodais Zimmer hier“ aus den Augenwinkeln konnte Conan sehen, dass der Mörder sich etwas entspannte und fügte hinzu, „sowie seines Einzelzimmers im Krankenhaus untersuchen würden. Ich tippe auf das Krankenzimmer, weil es in der Natur eines jeden Mörders liegt, sich seiner Tatwaffe so rasch wie möglich zu entledigen. Es hier zu tun, war zu riskant, da zuerst Herr Eimin und dann Conan ja gleich zur Stelle waren und Ihnen die Entleerung ihres Magens zunächst wichtiger war. Bei dem Rummel später war es unmöglich sich davon zu schleichen. Schon gar nicht in dem Zustand, in dem Sie waren. Es zeugt von verblüffender Kaltschnäuzigkeit, dass Sie das Gift noch immer bei sich trugen, während Sie von der Polizei ins Krankenhaus eskortiert wurden. Aber egal wie gering die Rückstände sein mögen, mit den modernen Mitteln der Kriminaltechnik wird sich das Gift dort nachweisen lassen.“
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„Verdammt!“ Mit einem Ruck war Koiji aufgesprungen und ballte die Fäuste. „Sie verdammter Schnüffler! Wissen Sie wieviel Arbeit mich das gekostet hat? Nicht zu reden davon, dass ich zuerst geglaubt habe, dass ich vielleicht noch mit drauf gehe!“
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Conan atmete auf. Geschafft.
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„Du Bastard! Du Schuft!“ Sakura schaffte es, sich von Akiro loszureißen und stürzte sich wie eine Furie auf Koiji. Der jedoch wich ihren zu Klauen gekrümmten Fingern aus und knallte ihr eine Ohrfeige, dass sie weinend zusammenbrach.
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„Lass dieses Theater, du Hexe!“, fauchte er und spuckte ihr ins Gesicht. „Wer hat mir denn im Halbrausch erzählt, wie meine Großmutter unterernährt, ausgetrocknet und allein, elendig ihrem Zimmer verreckt ist, nachdem sie das Testament zu euren Gunsten verfasst hat? Ihr konntet das Geld nicht rasch genug in eure dreckigen Hände bekommen, wie? Als es mit vernachlässigen nicht schnell genug ging, habt ihr mit eine paar falschen Dosierungen nachgeholfen. Mich und meine Eltern habt ihr stets abgewimmelt die letzen Tage, oder habt uns nur ganz kurz zu ihr gelassen, während sie geschlafen hat. Wäre ich damals schon weiter gewesen mit meinem Studium, hätte ich euch gleich entlarven können.“ Er lachte hasserfüllt. „Ich habe alle Dokumente gefunden, alle Berichte gesammelt und kopiert. Es liegt alles bei meinem Anwalt wohl verwahrt. Ich werde nicht allein zur Hölle fahren, dich und deinen Vater nehme ich mit!“
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Akiro, der Sakura auf die Beine helfen wollte, stutzte, als er das erschrockene Gesicht der jungen Frau sah. „Das .... das ist doch nicht wahr...“, stammelte er.
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„Und ob!“, kam es aus Conans Mund. „Die Beweise reichten leider nie aus, weil alle verstorbenen Geldgeber des Krankenhauses im Krankenhaus eigenen Krematorium rasch verbrannt worden sind, als „Besonderer Service des Hauses“ sozusagen.“
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„Siehst du“, lachte Koiji und streckte dem Inspektor gelassen beide Hände hin. „Ich werde alles gestehen, denn wenn ihr zwei mit mir im Gefängnis verrottet, ist das fast so gut, wie dich an deinen Tabletten vor die Hunde gehen zu sehen.“
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.....
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Als Herr Mori ein paar Minuten später wieder aufwachte. Waren nur noch er, Ran und Conan im Zimmer. „Der Inspektor war hin und weg von deinen Schlussfolgerungen“, sagte Conan bewundernd. „Du hast den Fall wieder mal im Schlaf gelöst.“
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Rans Vater gähnte ausgiebig, rieb sich das Genick und fragte sich, was er wohl dieses Mal für einen Geniestreich geliefert hatte, von dem er nichts wusste. „Nun ja, gekonnt ist eben gekonnt!“, grinste er und stemmte sich hoch. „Ich denke doch, dass dieser Klient alles gesehen hat und ich nun den Auftrag bekomme! Hahaha!“
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Conan und Ran sahen sich an und seufzten.
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.....
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Die nächsten drei Wochen hatten sie den Gasthof praktisch für sich alleine. Die Gruppe aus Kyoto war bereits am nächsten Morgen nach Koijis Verhaftung abgereist. Sakura war besonders in Eile, um ihren Vater auf die kommenden Prozesse vorzubereiten.
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Akiro wirkte etwas verloren, so wie auch Kitai. Dennoch hatte Conan das Gespür, dass sich die beiden nicht erst beim Prozess wieder sehen würden.
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Hamako und Aya schien ihr Glück fast peinlich zu sein, angesichts des Grauens und des Schmerzes, der sich ihnen hier offenbart hatte.
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Ran sah ihnen ein bisschen neidisch nach, als sie zusammen ins Taxi stiegen und zu Hamakos Eltern fuhren, wo er Aya vorstellen wollte.
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Am Abend des 23. Tages ihres Aufenthaltes traf ein Brief des Klienten ein.
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„Sehr geehrter Detektiv Mori,
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Ich bin von Ihrer Arbeit sehr angetan und möchte sie am Bahnhof in Tokio treffen. Sie finden mich gleich beim Eingang Süd. Kennzeichen ist eine rote Aktentasche.
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Mit ergebenen Grüßen
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Ihr Klient“
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Da von da an auch die Zimmer nicht mehr bezahlt waren, machten die drei sich auf den Rückweg. Conan wurmte es sehr, dass er immer noch keine Ahnung hatte, wer jetzt der Klient war. Koiji und Yuko schieden zwar aus, aber von keinem der anderen war auch nur der kleinste Hinweis gekommen... Vielleicht war es ja Frau Kamao selbst gewesen, aber auch das passte kein bisschen.
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So waren alle drei sehr gespannt, als sie auf den Eingang Süd zugingen.
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„Hallo, Ran!“
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Ran drehte sich um und gewahrte mit Erstaunen eine sehr bekannte Gestalt. „Du? Was machst du hier?“
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„Nichts Besonderes, ich möchte nur wissen, ob du im Herbstrauch einen schönen Urlaub gehabt hast.“
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„Woher weißt du denn davon,